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Multivariate Evaluation des Patienten-bezogenen Nutzens der Hüftendoprothetik – Assoziation zwischen Soziodemographie und funktionellem Ergebnis
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Der Nutzen der Hüftendoprothetik ist nicht zuletzt durch aktuelle Meta-Analysen belegt. Während entsprechende Cochrane-Reviews jedoch grundsätzlich Gesamt-Stichproben von Coxarthrose-Patienten bewerten, stellt sich die Frage nach der Identifikation von Patienten-Subgruppen, welche besonders deutlich profitieren, also bei der OP-Planung Priorisierung finden mögen.
Methodik: Diese Untersuchung basiert auf einer 2005 initiierten Longitudinalstudie zur Dokumentation von Hüftoperationen hinsichtlich Patienten-bezogenen Ergebnisses. Für jeden Patienten werden neben seiner Soziodemographie jeweils vor und sechs Monate nach OP Funktion (WOMAC) sowie gesundheitsbezogene Lebensqualität (EuroQol) bestimmt; deren Anstiege [%] werden als Maß des Patienten-bezogenen Nutzens des erfolgten Eingriffs betrachtet.
Bis inclusive Juli 2007 konnten 516 Eingriffe sechsmonatig nachuntersucht und ausgewertet werden; die Patienten (54% Frauen) zeigten ein medianes Alter von 63 Jahren und einen medianen BMI von 27 kg/qm bei OP (36% über 29 kg/qm). Alleine lebten zur Zeit der OP 21% cer Patienten, 25% waren mindestens halbtags erwerbstätig, 21% berichteten einen (Fach-) Hochschulabschluss.
Mittels multipler logistischer Regressionen wurden die sechsmonatigen Änderungen im WOMAC-Index [%] in Relation gesetzt zur Soziodemographie der Studienteilnehmer; ein Anstieg des Index um mindestens 50% wurde als "excellentes Ergebnis" des Eingriffs definiert. Die Regressionsmodelle wurden mittels Likelihood Ratio-Tests (LR) konstituiert und für Interaktionen mit den präoperativen Angaben laut WOMAC und EuroQol korrigiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Als multivariat signifikante unabhängige Determinanten eines Mindestanstiegs im WOMAC um 40% wurden das Vorliegen einer Adipositas (LR p=0.043) und einer mindestens halbtägigen Erwerbstätigkeit (p=0.028) identifiziert. Konkret zeigten 33% der Patienten mit einem BMI >29 kg/qm einen WOMAC-Mindestanstieg um 40% gegenüber 27% der Patienten mit geringerem BMI, ferner 31% der nicht erwerbstätigen Patienten gegenüber 25% der Erwerbstätigen. Über die präoperative Befindlichkeit statistisch signifikant mit dem Anstieg im WOMAC interagierend zeigte sich zusätzlich der Bildungs-Status (Interaktion p<0.001): Patienten mit einem (Fach-) Hochschulabschluß zeigten im Median einen WOMAC-Nutzenwert von 51% vor OP, gegenüber 42% bei Patienten mit geringerer Qualifikation, und dem entsprechend geringere Anstiege des WOMAC um 37% gegenüber 43%. Weder Alter bei OP (LR p=0.972) noch Geschlecht (p=0.944) noch Familienstand (p=0.136) der Patienten zeigten sich statistisch signifikant mit dem Anstieg des WOMAC-Nutzenwerts assoziiert.
Für das anspruchsvolle Zielkriterium eines WOMAC-Mindestanstiegs um 50% haben sich das Vorliegen einer Adipositas und ein bereits erfolgter Austritt aus dem Berufsleben als unabhängige Determinanten des Patienten-bezogenen Nutzens dargestellt.