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Die native, geschlechterspezifische azetabuläre Orientierung – ist eine anatomische Rekonstruktion im Rahmen des endoprothetischen Gelenkersatzes möglich?
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Die Reorientierung der azetabulären Komponente im Rahmen eines hüftendoprothetischen Gelenkersatzes erfolgt unter Berücksichtigung von Instabilitätskriterien (Safe-Zonen nach Lewinnek) und gleichzeitig mit dem Ansatz der bestmöglichen Range of Motion (ROM) durch die Wahl der Komponentenstellung, weniger anhand bestehender anatomischer und geschlechterspezifischer Verhältnisse. Anhand von CT-Daten wird die natürliche Orientierung des Azetabulums dokumentiert und den heute praktikablen Standards der primären Hüftendoprothetik kritisch gegenübergestellt.
Methodik: An 168 CT-Datensätzen (72 Frauen, 96 Männer) wurden 336 native und nicht arthrotisch deformierte Hüftgelenke analysiert. Erhoben wurden Inklination und Anteversion der knöchernen Pfanne sowie die Lokalisation des Hüftzentrums. Als Referenz erfolgte die Aufnahme der anterioren Beckenebene, zum Ausschluss bestehender Beckenasymmetrien die Bestimmung des Abstandes zur Sagittalen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei den 144 weiblichen Hüfgelenken stellte sich im Mittel eine Inklination von 53,0°±6,1° und eine Anteversion von 24,6°±6,6° dar. Die 192 männlichen Hüftgelenke wiesen eine Inklination von 53,6°±6,7° und Anteversion von 21,3°±6,2° auf. Signifikante Unterschiede im Geschlechtervergleich bestanden in der Anteversion des nativen Azetabulums und der Lokalisation des Hüftzentrums. Ebenso bestand eine signifikante Korrelation zwischen der Lokalisation des Hüftzentrums und dem Grad der Anteversion.
Die anatomische und geschlechterspezifische Rekonstruktion der azetabulären Stellung ist in der Standardversorgung erheblich limitiert durch Zugrundelegung der Instabilitätskriterien und weniger beeinflusst durch den Ansatz der optimalen ROM. In der Versorgung mit einem Oberflächenersatz sollte bedingt durch die ungünstigere Kopf-Hals-Ratio die anatomische Rekonstruktion unter dem Gesichtspunkt ROM in jedem Fall angestrebt werden, Instabilitätskriterien scheinen vernachlässigbar. Beiden Versorgungsmöglichkeiten gemein ist jedoch das stellungsassoziierte Abriebverhalten verfügbarer Gleitpaarungen, so dass grundsätzlich eine anatomische Rekonstruktion nicht möglich erscheint. Vor diesem Hintergrund sollte aktuell die Wahl über das zu verwendende Implantat stehen.