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Permanente Epiphysiodese nach Phemister – Nachuntersuchung von 95 Patienten zwischen 1980 und 2001
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Autoren
Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Veröffentlicht mit Erratum: | 8. Juni 2010 |
Gliederung
Text
Fragestellung: Die permanente Epiphysiodese nach Phemister (pEP) ist eine etablierte Methode zur operativen Korrektur von Beinlängendifferenzen (BLD) und Beinachsendeformitäten (BAD) des wachsenden Skeletts. Dabei wird ein rechteckiger Knochenblock aus dem zu verödenden Bereich der Wachstumsfuge entnommen, die Epipyhsenfuge mehrfach angebohrt und kürettiert und der Knochenblock anschließend um 180° gedreht wieder eingesetzt. Die Studie untersucht die Methode anhand klinischer und radiologischer Befunde hinsichtlich der Indikationsstellung, der perioperativen Komplikationen sowie des postoperativen Verlaufes und Therapieerfolges.
Methodik: Insgesamt wurden 95 Patienten (m=56, w=39) retrospektiv untersucht, die von 1980 bis 2001 eine pEP erhielten. Der Eingriff wurde in 80 Fällen (84,2%) zum Ausgleich von BLD und in 17 Fällen (17,9%) zur Korrektur von BAD (4 Valgus- und 13 Varusabweichungen; 9 uni-, 8 bilateral) durchgeführt. Bei 73 Patienten (76,8%) wurde das distale Femur, bei 70 Patienten (73,7%) die proximale Tibia und bei 3 Patienten (3,2%) die distale Tibia operiert. 3 Patienten (3,2%) wurden aufgrund unzureichender Dokumentation ausgeschlossen. Die Patienten wurden bis zum Erreichen der Skelettreife regelmäßig klinisch und radiologisch evaluiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Zum Zeitpunkt der Operation betrug das mittlere chronologische Alter 13,70±3,15 (9–17) Jahre und das mittlere Skelettalter 13,97±1,14 (11–16) Jahre. Der Eingriff wurde bei Mädchen im Schnitt 1,72 Jahre früher durchgeführt als bei Jungen. Die präoperative BLD lag im Mittel klinisch bei 2,94±1,55 (0,4–9) cm und radiologisch bei 3,09±1,32 (0,3–7,25) cm. Die mittlere Rest-BLD zum Zeitpunkt der Skelettreife betrug klinisch 1,62±1,13 cm und radiologisch 2,60±1,60 (0–5,9) cm. Eine erfolgreiche Therapie (Rest-BLD <1 cm) wurde klinisch bei 29 von 60 Patienten (48,3%) erzielt. Dabei betrug die durchschnittliche Korrekturdauer 19,1±13,25 (2–57) Monate. Die mittlere Reduktion der radiologisch gemessenen BLD betrug 0,75 cm. Eine prä- und postoperative radiometrische Gelenkwinkelbestimmung erfolgte nur in 4 von 17 Fällen (23,5%), weshalb keine statistische Auswertung durchgeführt wurde. Die durchschnittliche Operationszeit lag bei 103,1±37,81 (40–230) Minuten. Bei insgesamt 34 Patienten (35,8%) traten postoperativ minderschwere Komplikationen wie Kniegelenkserguss (n=28), oberflächliche Wundinfektion (n=4) und lokale Sensibilitätsstörung (n=2) auf. Schwere Komplikationen wie Versagen der Epiphysiodese (n=2) und tiefe Infektionen (n=2) wurden in 4,2% der Fälle beobachtet. 84 Patienten (88,4%) mussten postoperativ an Unterarmgehstützen mobilisiert werden. Die stationäre Behandlungszeit betrug im Mittel 25,90±10,41 (6–57) Tage.
Die pEP ist eine zeitaufwendige, relativ invasive Operationsmethode, die insgesamt unbefriedigende Therapieergebnisse liefert, schwerwiegende Komplikationen hervorrufen kann und eine verhältnismäßig aufwendige Nachbehandlung erforderlich macht. Der Eingriff wird deshalb nicht mehr empfohlen.
Erratum
Der Begriff "ex situ" wurde nachträglich aus dem Absatz "Fragestellung" entfernt.