Artikel
Messung der Knochen- und Muskeldurchblutung nach einer und zwei Stunden Ischämie: Dynamik der Reperfusion und Abhängigkeit von der Ischämiezeit
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Viele Eingriffe werden unter Blutsperre durchgeführt. Eine Ischämiezeit von unter drei Stunden im Bereich der unteren Extremität gilt bisher als tolerabel. Postischämie Veränderungen, als Post-Tourniquet-Syndrom zusammengefasst, treten jedoch bereits früher auf und führen zu gehäuften postoperativen Komplikationen an Muskeln und Knochen. An der Muskulatur ließen sich auf zellulärer Ebene Veränderungen nachweisen, die Auswirkungen der Ischämie auf die Knochendurchblutung sind weitgehend unerforscht. In ihrer Pathogenese spielt wahrscheinlich die Dynamik der Reperfusion eine bedeutende Rolle.
Ziel der vorliegenden Studie war es, die Dynamik der Reperfusion der langen Röhrenknochen und Muskeln nach Ischämie zu klären. Die Blutflussmessung wurde mittels fluoreszierender Mikrosphären durchgeführt.
Methodik: 20 weiblichen Kaninchen wurden pneumatische Blutsperren angelegt und für 60 bzw. 120 Minuten belassen. Die Tiere erhielten in Narkose linksventrikuläre Injektionen von fluoreszierenden Mikrosphären 1, 5, 15, 30, 60 und 90 Minuten nach Lösen der Blutsperre. Beide Femura und Tibiae sowie Mm. gastrocnemii und tibiales anterior wurden nach einem festgelegten Dissektionsschema in Proben aufgeteilt und die Fluoreszenz automatisiert gemessen um den Blutfluss zu errechnen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In der untersuchten Muskulatur folgte auf die Ischämie eine Mehrdurchblutung. Nach einer Stunde Ischämie dauerte diese 15 Minuten, nach zwei Stunden mehr als 90 Minuten an. Im letztgenannten Fall waren außerdem die maximal erreichten Blutflusswerte höher.
Auch die untersuchten Knochen zeigten differierende Blutflüsse als Antwort auf die Verdopplung der Ischämiezeit. Nach einer Stunde Ischämie wurden die Knochen nur kurz mehrduchblutet (Maximalwerte nach 5 Minuten), dann folgte eine Minderdurchblutung im Vergleich zum Ausgangswert. Nach zwei Stunden Ischämie dagegen lagen die Blutflüsse dauerhaft darüber. Außerdem waren die Maximalwerte höher und wurden erst später erreicht (nach 60 Minuten).
Diese Ergebnisse belegen die Abhängigkeit der Reperfusion von der Ischämiezeit in Muskulatur und Knochen. Es ergeben sich Unterschiede in der Dynamik und im Ausmaß der Durchblutungsänderung. Dieser Zusammenhang kann zur Klärung der Pathogenese postoperativer Komplikationen nach Blutsperre beitragen.