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Risikofaktoren für die Prävalenz des akuten Leberversagens nach Trauma – Eine multivariate Regressionsanalyse von 23.156 Patienten des TraumaRegister DGU
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Das akute Leberversagen ist eine schwerwiegende Komplikation, welche die Überlebensrate von Patienten nach schwerem Trauma deutlich verschlechtern kann. Ziel der vorliegenden Arbeit war es herauszufinden welche Risikofaktoren nach Trauma einen prädiktiven Charakter für das akute Leberversagen aufweisen.
Methodik: Auf Datengrundlage des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie wurden erwachsene Schwerstverletzte auf Grundlage folgender Merkmale herausgefiltert: Injury Severity Score > 16, primäre Aufnahme im Traumazentrum, vollständige Dokumentation über Verletzungsmuster und -schwere, prä- und innerklinische Vitalzeichen und Therapie, Laborwerte (Gerinnungsparameter, Hämatologie), Transfusionsmaßnahmen und kreislaufunterstützende Katecholamintherapie im Schockraum und auf der Intensivstation. Im Anschluss wurde retrospektiv mittels einer multivariaten Regressionsanalyse untersucht, ob im Falle eines akuten Leberversagens unabhängige Risikofaktoren existieren. Das Organversagen Leber ist dabei definiert durch eine Serumbilirubin von >= 6mg/dl an mindestens zwei Tagen des Klinikaufenthaltes.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von insgesamt 23.156 zu untersuchenden Fällen zeigte sich bei 855 (3,7%) ein akutes posttraumatisches Leberversagen. Folgende unabhängige Risikofaktoren zeigten eine signifikante Korrelation: direkte Leberverletzungen (p< 0,0001), Thoraxtrauma (AIS>3) (p< 0,005), Transfusionsbedarf (EKs und FFPs) (p< 0,0001), Koagulopathie (Quick < 70% oder Thrombozytenzahl < 100.000) (p< 0,0001), Alter > 60 Jahre (p< 0,0001) und Katecholamintherapie (p< 0,0001).
Als weitere unabhängige Risikofaktoren konnte das Abdominaltrauma (p< 0,05), das Extremitätentrauma, insbesondere hier die Beckenverletzungen (p< 0,05), sowie Schockgeschehen (systolischer Blutdruck <= 90 mm Hg) in der Klinik (p< 0,05) herausgearbeitet werden.
Der Risikofaktor Transfusion steht in direktem Zusammenhang mit Schock, Katecholaminbedarf und Koagulopatie der Schwerstverletzten. Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Transfusionsbedarf hierbei den entscheidenden Faktor darstellt oder die Transfusion per se das Risiko des Leberversagens, beispielsweise durch immunologische oder metabolische Prozesse erhöht. Die erstmalig mittels Regressionsanalyse herausgefilterten Risikofaktoren für das Auftreten eines Leberversagens nach Trauma, können als Grundlage für die weitere klinische und experimentelle Abklärung der Ätiopathogenese des spezifischen Leberversagens nach Trauma dienen.