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Inter- und intraobserver Korrelation bei der Messung der TTTG-Distanz in Abhängigkeit des Schweregrades der Trochleadysplasie
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2013 |
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Fragestellung: Eine deutlich erhöhte TTTG-Distanz gilt als einer der wesentlichen Risikofaktoren einer patellofemoralen Instabilität (PFI). In der gegenwärtigen Literatur werden Werte über 20 mm als pathologisch angenommen. In der klinischen Routine treten insbesondere bei einer höhergradigen Trochleadysplasie mit flacher oder gar konvexer proximaler Eingangsebene Schwierigkeiten bei der Bestimmung der TTTG-Distanz auf, da der tiefste Punkt einer stark dysplastischen Trochlea nicht immer sicher lokalisiert werden kann. In diesem Zusammenhang soll die inter- und intraobserver Korrelation bei der Messung der TTTG-Distanz in Anhängigkeit des Schweregrades der Trochleadysplasie untersucht werden.
Methodik: Es wurden MRT Aufnahmen von 61 konsekutiven Kniegelenken (61 Patienten, 28m, 33w) mit PFI (mindestens eine Patellaluxation) sowie zusätzlich 38 MRT Aufnahmen (37 Patienten, 22m, 15w) ohne PFI retrospektiv untersucht. Bei den 61 Kniegelenken mit PFI erfolgte nach Zusammenschau der axialen MRT-Schichten mit exakt seitlichen Röntgenaufnahmen eine Einteilung entsprechend des Schweregrades der Trochleadysplasie nach der Klassifikation von D. Dejour (Grad A, B, C, D). Bei allen 99 Kniegelenken wurde auf den entsprechenden axialen Schichten die TTTG-Distanz gemessen. Alle Messungen wurden verblindet durch zwei Untersucher (interobserver Korrelation) sowie von Untersucher 1 zeitversetzt (intraobserver Korrelation) durchgeführt. Die statistische Analyse erfolgte mittels SAS unter Verwendung des Pearsonschen Korrelationskoeffizienten.
Ergebnisse: Gemäß der Klassifikation von D. Dejour wurden die 61 Kniegelenke mit PFI folgendermaßen eingeteilt: Grad A n=20, Grad B n=20, Grad C n=11 und Grad D n=10. Für diese 61 Kniegelenke wurde von Untersucher 1 ein Mittelwert für die TTTG-Distanz mit 16,0 mm (Standardabweichung s=4,6 mm) berechnet. Für die interobserver-Messungen der TTTG-Distanz wurde bei Trochleadysplasie Grad A und B eine sehr hohe Korrelation berechnet (r=0,89 bzw. 0,90), für Grad C und D eine gute Korrelation (r=0,74 bzw. 0,62). Für die intraobserver Messungen wurde für Grad A und B eine sehr hohe Korrelation berechnet (r=0.89 bzw. 0,91), für Grad C und D eine gute Korrelation (r=0,77 und 0,71). Für die Kniegelenke ohne PFI wurden eine sehr gute Korrelation für die inter- und intraobserver Messungen bestimmt (0,87 und 0,90).
Schlussfolgerung: Insbesondere bei höhergradiger Trochleadysplasie (Grad C, D) zeigt sich eine Reduktion der inter- und intraobserver Korrelation für die Messung der TTTG-Distanz. Ursächlich hierfür ist die schwierige Definition der trochlear groove bei flacher oder gar konvexer proximaler Eingangsebene der Trochlea bei diesen Kniegelenken. Aufgrund der zudem häufig vorliegenden relevanten Asymmetrie der Trochleafacetten bei hochgradiger Dysplasie und dadurch bedingten zusätzlicher Medialisierung der trochlear groove, sollte die Entscheidung zur operativen Medialiserung der Tuberositas tibiae in diesen Fällen sehr sorgfältig geprüft werden.