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Keine Verbesserung des Outcomes durch vermehrte präklinische Volumengabe beim schwerstverletzten Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: In der aktuellen Literatur herrscht derzeit Konsens, dass eine ausgedehnte präklinische Volumengabe beim schwerstverletzten Patienten in Abwesenheit eines schweren Schädel-Hirn-Traumas (SHT) mit einer Verschlechterung des Outcome einhergeht. Umstritten ist, ob bei einem schweren SHT eine vermehrte präklinische Volumengabe beim schwerstverletzten Patienten zu einer Verbesserung des Outcome führt. Ziel dieser Untersuchung war, es den Einfluss der präklinischen Volumengabe auf den Verlauf von schwerstverletzten Patienten mit einem schweren SHT im Rahmen einer Matched-Pairs-Analyse zu untersuchen.
Methodik: Daten von 122.672 Patienten des TraumaRegisters DGU wurden ausgewertet. Eingeschlossen wurden folgende Patienten: ISS >= 16 Punkte, primäre Aufnahme, Alter >= 16 Jahre, AIS Kopf >= 3, Gabe von mindestens einem Erythrozytenkonzentrat (EK) und dokumentierte Angaben zu Volumen, Blutdruck und Gabe von EK's. Diese Patienten wurden aufgrund folgender Matched-Pairs Kriterien in zwei Gruppen eingeteilt (Gruppe 1: 0-1000 ml präklinisches Volumen; Gruppe 2: >= 1501 ml präklinisches Volumen): AIS-Kopf (3, 4, 5+6 und immer größer als die übrigen Körperregionen), Alter (16-54, 55-69, >= 70 Jahre), Geschlecht, präklinische Intubation (ja/nein), Rettungszeit +/- 30 min., Rettungsmittel (RTH, NAW), Blutdruck (20-60, 61-90, >=91 mmHg), Unfalljahr (2002-2005, 2006-2009, 2010-2012), AIS Thorax, Abdomen und Extremitäten plus Becken. Es erfolgte eine Signifikanzanalyse.
Ergebnisse: 169 Patienten in jeder Gruppe erfüllten die Einschlusskriterien. Eine steigende Volumengabe ging mit einer Verminderung der Gerinnungsfähigkeit und einem Absinken des Hämoglobin (Hb) einher (Quick: Gruppe 1: 68 %, Gruppe 2: 63,7 %; p <= 0.04; Hb: Gruppe 1: 11,2 mg/dl, Gruppe 2: 10,2 mg/dl; p <= 0,001). Eine signifikante Verminderung der Letalität konnte mit steigendem Volumen nicht nachgewiesen werden (Gruppe 1: 45,6, Gruppe 2: 45,6; p=1). Auch führte eine vermehrte Volumengabe nicht zu einer signifikanten Verbesserung des Blutdrucks bei Eintreffen im Schockraum (Blutdruck: Gruppe 1: 117,5 mmHg, Gruppe 2: 112,9 mmHg; p=0.22).
Schlussfolgerung: Die hier präsentierten Daten zeigen, dass eine Volumengabe von mehr als 1500 ml in der Präklinik nicht zu einer Verbesserung bei schwerstverletzten Patienten mit schwerem SHT führt.