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Der Stellenwert der frühzeitigen Reposition von OSG-Luxationen für die nachfolgende Behandlung
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Durch längere Luxationsstellung des OSG kann es zu erheblichen Weichteilschädigungen kommen, welche zu Komplikationen und verlängertem Krankenhausaufenthalt führen. Trotz der technisch einfachen Reposition wird eine frühzeitige Reposition nur durch einen darin Erfahrenen empfohlen, genaue Daten darüber liegen bisher nicht vor. In der S3-Leitlinie Polytrauma wird auch die Möglichkeit einer präklinischen Schienung in Luxationsstellung beschrieben. Diese Studie soll überprüfen, ob eine frühzeitige Reposition einen Nutzen für die nachfolgende Behandlung hat.
Methodik: Retrospektive Auswertung aller Patienten eines überregionalen Traumazentrums von 01/2009-10/2014 ohne relevante Begleitverletzungen anderorts, die präklinisch bei sichtbarer Fehlstellung im Sprunggelenk reponiert wurden oder mit sichtbarer Fehlstellung im OSG in der Klinik ankamen. Es wurden die Luxationsdauer mit der Erstversorgung, den Komplikationen und der Krankenhausliegedauer verglichen und mittels linearer Regressionsberechnung und ANOVA-Berechnung auf ihren Zusammenhang überprüft.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 349 Patienten, die in diesem Zeitraum mit einer Sprunggelenksluxation aufgenommen wurden, wurden 114 Patienten eingeschlossen und anhand der Luxationsdauer in 5 Gruppen unterteilt, von denen 33 unter einer Stunde, 26 ein bis zwei Stunden, 37 zwei bis sechs Stunden, 10 sechs bis 24 Stunden und 8 über 24 Stunden in sichtbarer Luxationsstellung standen. Bei der Aufnahme zeigen sich deutliche Anstiege der Druckstellen und Spannungsblasen mit zunehmender Luxationszeit. Bei der Erstversorgung lassen sich mit längerer Luxationszeit eine Zunahme der zweizeitigen Fixateur-Versorgung und eine Abnahme der einzeitigen operativen Versorgung dokumentieren. Konnte in der ersten Gruppe noch in 66,7% eine direkte definitive Versorgung durchgeführt werden, nahm der Anteil bis zur letzten Gruppe kontinuierlich bis auf 12,5% ab. Die Anzahl der Komplikationen nimmt in jeder Gruppe mit der Luxationszeit deutlich zu. Insbesondere das Auftreten übermäßiger Schwellungen, Wundheilungsstörungen, Hautnekrosen, die Notwendigkeit von Revisionsoperationen und plastischen Deckungen erhöht sich signifikant linear in den Gruppen (p<0,05). Der Anteil übermäßiger Schwellungen steigt von 12,1% in der ersten Gruppe über 23,1% in der zweiten bis zu 100% in der letzten Gruppe. Wundheilungsstörungen steigen von 9,1% über 15,4% auf 75%, die Nekrosen von 3,0% über 3,8% auf 37,5%. Ebenso verlängert sich der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt signifikant linear mit der Gruppenzugehörigkeit (p<0,001) von 9 Tage in der ersten auf 11,9 Tage in der zweiten und 27,1 Tage in der letzten Gruppe.
Diese Studie zeigt den Stellenwert der möglichst frühzeitigen Reposition einer Sprunggelenksluxation bei nach außen sichtbarer Fehlstellung, um Komplikationen und einen verlängerten Krankenhausaufenthalt zu vermeiden. Bei sichtbarer Fehlstellung sollte daher sofort eine Reposition und Schienung in achsgerechter Stellung erfolgen um die Weichteile zu schonen.