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Mikrozirkulation des Weichgewebes bei der intraartikulären Kalkaneusfraktur
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Trotz Infektraten von bis zu 20% stellt die offene Reposition über den ausgedehnten lateralen Zugang den Goldstandard in der Behandlung der intraartikulären Kalkaneusfraktur dar. Die Literatur deutet auf eine multifaktorielle Genese von Wundkomplikationen, geprägt von individuellen Patientenfaktoren, aber auch von operationsbedingten Ursachen wie z.B. dem OP-Zeitpunkt. Eine intakte Mikrozirkulation des Weichgewebes ist dabei unstrittig Voraussetzung für eine komplikationslose Wundheilung. Ziel dieser Pilot-Studie war die präoperative Erfassung mikrozirkulatorischer Parameter am Rückfuß bei Patienten mit intraartikulärer Kalkaneusfraktur zur Identifizierung zirkulatorischer Determinanten des Weichteiltraumas.
Methodik: Bei 18 Patienten mit intraartikulärer Kalkaneusfraktur (Alter 42 Jahre, m/w 17/1, ASA 1.7, BMI 25.8 Kg/m2, Sanders 2 (n=3), Sanders 3 (n=14), Sanders 4 (n=1), li/re 10/8) wurde als prospektive Kohortenstudie in Seitenlage mithilfe eines standardisierten Messplans präoperativ die lokale Mikrozirkulation am lateralen Rückfuß erfasst (Oxygen To See, Laser-Doppler/Weißlichtspektroskopie, LEA-Medizintechnik, Gießen, Deutschland). Über eine Flachsonde wurde der relative Blutfluss (Flow) sowie die kapillär-venöse Sauerstoffsättigung (SO2) in Gefäßen mit einem maximalen Durchmesser von 100µm an 3 Punkten, im Verlauf des ausgedehnten lateralen Zugangs, in 2mm und 8mm Eindringtiefe gemessen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Gesamt-Region des erweiterten lateralen Zugangs zeigte beim Seitenvergleich keine unterschiedlichen Werte bezüglich Flow und SO2 in 2mm Tiefe (Flow 55 vs. 50 AU, P=0.464; SO2 55 vs. 48%, P=0.218). Während zwischen verletzter und unverletzter Seite auch in 8mm Tiefe keine Unterscheide zu detektieren waren, fanden sich dort generell höhere Werte als in 2mm Tiefe (Flow 175 AU, P<0.001; SO2 63%, P=0.005). Flow und SO2 korrelierten im verletzten Gewebe nicht, mit aufgehobener Tiefenkorrelation (2 vs. 8mm) des Flow.
Während die Frakturschwere (Sanders) mit dem BMI korrelierte (r=0.505, P=0.033), konnte sämtlichen qualitativen (Rauchgewohnheit, Diabetes) wie quantitativen (Alter, Blutdruck, BMI) Einflussgrößen keine statistisch signifikante Korrelation in Bezug auf Flow und SO2 attestiert werden. Signifikante regionsabhängige Unterschiede bezüglich der mikrozirkulatorischen Parameter (entlang des erweiterten lateralen Zugangs) fanden sich nicht.
Parameter der Mikrozirkulation am Rückfuß zeigen signifikante Unterschiede im Falle einer intraartikulären Kalkaneusfraktur, wenn mehrere Parameter und unterschiedliche Gewebetiefen einbezogen werden. Dennoch konnten keine Seitendifferenzen einzelner Parameter detektiert werden. Möglicherweise bewirken komplexe Regulationsmechanismen die Aufrechterhaltung der Mikrozirkulation des Rückfußes im Verletzungsfall, was auch das Fehlen prädiktiver Einflussfaktoren erklären kann. Nach unseren Daten eignet sich eine Analyse der präoperativen Mikrozirkulation nur bedingt für die Quantifizierung des Weichteiltraumas.