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Untersuchung von Resolutionsdefiziten nach Rückenmarkverletzung in Abhängigkeit von der anatomischen Verletzungslokalisation: tierexperimentelle Untersuchungen am Versuchstier Ratte
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Die Behandlung von weltweit 2,7 Mio. gelähmten Patienten mit Rückenmarkverletzungen stellt einen ungedeckten medizinischen Bedarf dar. Tierexperimente legen nahe, dass eine Rückenmarkverletzung hinsichtlich der inflammatorischen Antwort nicht universell abläuft. Ein genaues Verständnis der zellulären/molekularen Grundlagen des spinalen Sekundärschadens bezogen auf die anatomische Lokalisation der Verletzung könnte ein pharmakologisches Eingreifen ermöglichen und ein Funktionsgewinn bei Querschnittlähmungen möglich sein. Ziel dieser Studie ist die Charakterisierung der Inflammations- als auch Resolutionskaskade nach Rückenmarkverletzung entsprechend der Verletzungsschwere.
Methodik: In dieser tierexperimentellen Studie wurden Lewis Ratten (8-12 Wo, Gewicht 220-280g) verwendet. Es wird eine Laminektomie auf Höhe Th9 mit Fixierung im stereotaktischen Rahmen durchgeführt. Zur Erzeugung eines lokal determinierten spinalen Traumas wird eine Glasmikropipette (30-50 µm) inseriert und Zymosan appliziert:Gruppe 1 -lateraler Funiculus (1-1,2 mm lateral u. 500-700 µm tief); Gruppe 2 -graue Substanz (0,4 mm lateral u. 1,4 mm tief). Alle Injektionen werden mittels kalibrierter Druckverhältnisse durchgeführt. Zu den Zeitpunkten 1, 3, 5, 7, 14 Tage, 4, 8 u. 12 Wochen erfolgen die Euthanasie der Tiere, Entnahme des Rückenmarkes mit Paraffineinbettung und immunhistochemischer Anfärbung sowie Auszählung der für die Entstehung des Sekundärschadens wichtigsten Immunzellen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die quantitative Auswertung bestätigt die bekannte Verlauf der Makrophagenantwort mit zunehmendem Einstrom bis zum Tag 7 (Abbildung 1 [Abb. 1]). Bemerkenswert ist ein sign. erhöhter Nachweis von CD 68 positiven Zellen bei Läsionen der grauen Substanz verglichen mit der weißen Substanz. Dieser Unterschied konnte auch in der Auswertung der zur Läsion kontralateralen Seite nachgewiesen werden. Hierbei ist in der grauen Substanz ein stärkerer Nachweis von CD 68 positiven Makrophagen möglich. Die qualitative Auswertung bestätigt diese Differenzierung der inflammatorischen Antwort ebenfalls im Bereich der Virchow-Robin-Räume sowie im subependymalen Raum des Zentralkanals.
Die vorliegende Studie bestätigt eine deutliche Differenzierung zwischen weißer und grauer Substanz bezüglich der inflammatorischen Antwort nach Rückenmarkverletzung. Als Ursache für dieses Phänomen sind Unterschiede in der mikrovaskulären Struktur anzunehmen. Aufgrund dieser Unterschiede in der inflammatorischen Kaskade zwischen verschiedenen anatomischen Bereichen des Rückenmarkes ist ebenfalls von einem unterschiedlichen Resolutionsverhalten auszugehen.