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Zeitnahe perkutane dilatative Punktionstracheotomie(PDT) nach operativer Stabilisierung der HWS: keine Erhöhung der Komplikationsraten
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Patienten mit neurologischen Defiziten durch HWS-Verletzungen erfordern häufig ein Tracheostoma zur Langzeitbeatmung. Die perkutane dilatative Punktionstracheotomie (PDT) ist hierzu eine etablierte Methode in der modernen Intensivmedizin. Aufgrund der anatomischen Nähe besteht bei Patienten mit einer operativen Versorgung der Halswirbelsäule (HWS) die Sorge, dass es zu einer erhöhten Komplikationsrate, insbesondere Wundinfektionen, durch das Tracheostoma kommt. Das Ziel dieser Studie war daher die Wundinfektionsrate der Patienten mit Spondylodese der HWS bei zeitnaher PDT zu bestimmen.
Methodik: Es erfolgte die retrospektive Datenauswertung der Krankenakten der Intensivstation eines universitären Krankenhauses der Maximalversorgung. Zwischen 2008 und 2014 (7 Jahre) wurden bei 494 Patienten im Rahmen des Aufenthaltes auf der chirurgischen Intensivstation PDTs durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle Patienten mit einer Operation an der HWS und durchgeführter PDT vor Abschluss der Wundheilung (2 Wochen). Alle PDTs wurden dabei auf der Intensivstation am Patientenbett in der OP- Technik nach Ciaglia durchgeführt. Bei 57 Patienten wurde eine PDT in Kombination mit einer Operation der HWS erforderlich.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 57 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. Von diesen waren 41 (72%) männlich und 16 (28%) weiblich mit einem durchschnittlichen Alter von 64 Jahre (+/-19 Jahre). 56 Patienten erhielten nach der operativen Versorgung der HWS eine PDT. Der zeitliche Abstand betrug dabei im Durchschnitt 6 Tage (+/-5 Tage). Ein Patient wurde direkt einen Tag vor der HWS-Stabilisierung mittels PDT versorgt.
Die operative Stabilisierung erfolgte in 41 Fällen (72%) von ventral und bei 5 Patienten (9%) von dorsal. Bei 11 Patienten (19%) war ein kombiniertes, dorsales und ventrales Vorgehen erforderlich, so dass bei 53 Patienten (91%) das Tracheostoma direkt neben der frischen ventralen OP-Wunde angelegt wurde. Ein Umstieg auf eine offen-chirurgische Tracheostomie war in keinem Fall erforderlich.
Drei Patienten (5,3%) verstarben im Rahmen ihrer Erkrankung/ihres Traumas innerhalb der ersten 14 Tage nach der OP. Die anderen Patienten (94,7%) blieben im Rahmen der neurologischen Frührehabilitation nach Querschnittsyndrom im Durchschnitt 101 Tage in stationärer und anschließend in ambulanter Weiterbehandlung. Im Rahmen dieses Zeitraumes wurden keine Wundkomplikationen dokumentiert (0/57).
Die Anlage eines suffizienten Tracheostomas ist für Patienten mit einer hohen Querschnittsverletzung zur Langzeitbeatmung und zum Weaning erforderlich. Eine kurz zuvor durchgeführte operative Versorgung der HWS sollte dabei nach unserer Studie keine Kontraindikation hinsichtlich einer PDT darstellen.