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Die paralympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro – wider Erwarten keine hohen Verletzungs- und Erkrankungsraten bei den deutschen Topathleten
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2017 |
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Fragestellung: Injury surveillance hat sowohl vor dem Hintergrund der Optimierung der Vorort-Versorgung als auch bezüglich einer wirksamen Prävention von Verletzungen und Erkrankungen im Breiten- und Leistungssport eine hohe Bedeutung (Ekegren et al. Sports Med. 2016). Erkrankungen und Verletzungen paralympischer Topathleten unterscheiden sich dabei substantiell von denen nicht-behinderter Leistungssportler. Durch standardisierte Verletzungsdokumentationen konnten in der Vergangenheit effektive Präventionsmaßnahmen implementiert werden (Webborn and Emery 2014, Steffen et al.). Das Ziel dieser Untersuchung war eine standardisierte Erfassung und Auswertung der Erkrankungen und Verletzungen der deutschen Athleten während der paralympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro.
Methodik: Von der Eröffnung bis zur Schließung des paralympischen Dorfes wurden alle Erkrankungen, Verletzungen und Überlastungsschäden deutscher Athleten in vorgefertigten Dokumentationsbögen standardisiert erfasst. Die Dokumentation umfasste dabei neben der Diagnose, den Zeitpunkt und die Schwere der Erkrankung, die Beeinträchtigung der Trainings- und Wettkampffähigkeit und die getroffenen Behandlungsmaßnahmen. Die Daten wurden anonymisiert in eine Datenbank übertragen, kategorisiert und auf mögliche Unterschiede zwischen den Behinderungen der Athleten und den Sportarten analysiert. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse mit den Daten der Spiele 2012 in London verglichen.
Ergebnisse: Von 158 Athleten (Durchschnittsalter 33,3 Jahre, 91 Männer (57,6 %) 67 Frauen) wurden 135 Sportler mindestens einmalig ärztlich behandelt. Insgesamt fanden 853 medizinische Konsultationen statt, die Mehrzahl aufgrund orthopädischer Beschwerden (65%) gefolgt von allgemeinmedizinischen Konsultationen (23%; vor allem Hauterkrankungen) und internistischen Krankheitsbildern (12%). Die häufigsten orthopädischen Konsultationsgründe waren Überlastungsbeschwerden und Wirbelblockierungen. Im gesamten Zeitraum traten lediglich 2 Frakturen auf. Die häufigsten allgemeinmedizinisch-internistischen Konsultationen erfolgten aufgrund von dermatologischen Beschwerden,(n=42) obere Atemwegsinfektionen (n=27;), Harnwegsinfektionen (n=7) gastrointestinalen Symptomen (n=7;) und Tonsillitiden (n= 3; 8,1%) dar.
Schlussfolgerung: Erfreulicherweise zeigte sich eine geringere Rate an Wirbelsäulenbeschwerden und deutlich weniger Harnwegsinfektionen als in London 2012, so dass diesbezüglich implementierten Präventionsmaßnahmen zu greifen scheinen. Auch die geringe Anzahl an Magen-Darm-Infektionen - und dies trotz schlechter hygienischer Verhältnisse - ist sehr erfreulich und vermutlich u.a. auf Aufklärungsmaßnahmen und ausgegebene Händedesinfektionsflaschen zurück zu führen. Ein Vergleich der deutschen Daten mit den internationalen Ergebnissen ist wünschenswert.