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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Ein Interleukin-1 Polymorphismus als Risikofaktor für die Entwicklung einer überschießenden aseptischen Entzündungsreaktion gegenüber Endoprothesen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Burkhard Summer - Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • Diana Lill - Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • Christoph Schopf - Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • Ingo Banke - Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Klinikum Rechts der Isar, München, Germany
  • Helmut Küchenhoff - Statistisches Beratungslabor, Institut für Statistik, LMU München, München, Germany
  • Stefan Endres - Abteilung für Klinische Pharmakologie, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • Peter Thomas - Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • Eva Oppel - Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Klinikum der Universität München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB12-2423

doi: 10.3205/23dkou011, urn:nbn:de:0183-23dkou0113

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Summer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im Gegensatz zu Infektionen oder mechanischen Ursachen sind Endoprothetik-Komplikationen durch entzündlich-adverse Reaktionen noch wenig verstanden.

Zielsetzung: Bewertung der Assoziation von IL-1beta-Polymorphismen und Allergiehintergrund mit aseptischen nicht-mechanischen Endoprothetik-Komplikationen.

Methodik: Bei 102 Patienten mit aseptischer, nicht mechanisch bedingter symptomatischer Knie- oder Hüftendoprothetik (SE) und 93 Patienten mit asymptomatischer Endoprothetik (AE) wurden eine fragebogengestützte Anamnese, ein Epikutantest,ein Lymphozyten-Transformationstest (LTT) mit Nickel, Kobalt und Chrom sowie eine Interleukin-1-Polymorphismusanalyse durchgeführt. Drei Polymorphismen des IL1B-Gens [IL-1b -3954 (rs1143634), IL-1b -511 (rs16944) und IL-1b -31 (rs1143627)] und zum IL-1-Rezeptorantagonisten ein Polymorphismus des IL1RN-Gens [IL1RN intron 2, variable number of tandem repeats, VNTR (rs2234663)] wurden mittels Polymerasekettenreaktion (PCR), Restriktionsverdau und Gelelektrophorese untersucht. Die Daten wurden über Kreuztabellen (exakter Test nach Fisher) sowie einer Risikoanalyse (Odds ratio) statistisch analysiert.

Ergebnisse: Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Raucheranamnese und Atopiehäufigkeit in den beiden Patientengruppen. In der Gruppe mit komplikationsbehafteter Endoprothetik gaben 25 % eine vorhandene Metallallergie an im Vergleich zu 10% in der AE-Gruppe . Der Epikutantest (bzw. LTT) für Metallsensibilisierung war bei SE-Patienten häufiger positiv (Nickel 19,6% vs 9,7%, Kobalt 6,9% vs 3,2%, Chrom 2,0% vs 1,1%). Das Allel 498 bp des IL1RN-Polymorphismus trat in der SE-Gruppe signifikant häufiger auf (37% gegenüber 11%; P < 0,0001). Bei zusätzlich vorhandener Atopie wurde der Unterschied noch einmal deutlich verstärkt (60% gegenüber 10%) (P < 0,000001). Es gab keinen Zusammenhang zwischen IL-1-Polymorphismen und Metallallergien.

Schlussfolgerung: Das auffälligste Ergebnis betrifft den IL-1Rezeptorantagonisten als einen „zentralen Faktor im Entzündungsnetzwerk“, denn das IL1RN VNTR-Allel 498 bp war sehr stark mit einer komplikationsbehafteten Endoprothetik assoziiert. Bei Patienten mit zusätzlicher Atopie (Heuschnupfen, allergisches Asthma und/oder atopisches Ekzem) führte das Vorhandensein des IL1RN-VNTR-Allels 498 bp zu einer vierfach höheren SE-Prävalenz im Vergleich zu Patienten ohne dieses Allel. Das IL1RN VNTR 498bp Allel könnte einen prognostischen Faktor darstellen, um Patienten mit dem Risiko einer überschiessenden Immun-/Entzündungsreaktion auf Metallimplantate (hier Endoprothetik) zu identifizieren.