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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Hohe Kontaminationsrate der Semitendinosus-Sehne mit teils Antibiotika-resistenten Bakterien bei der Entnahme für den vorderen Kreuzband-Ersatz

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Offerhaus - Dreifaltigkeits-Krankenhaus Köln, Universität Witten-Herdecke, Köln, Germany
  • Vera Jaecker - Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten-Herdecke, Köln, Germany
  • Sven Shafizadeh - Dreifaltigkeits-Krankenhaus Köln, Universität Witten-Herdecke, Köln, Germany
  • Heiko Hahne - Dreifaltigkeits-Krankenhaus Köln, Köln, Germany
  • Leonard Müller - Dreifaltigkeits-Krankenhaus Köln, Köln, Germany
  • Hilmar Wisplinghoff - Labor Wisplinghoff, Universität Witten-Herdecke, Köln, Germany
  • Nathalie Jazmati - Labor Wisplinghoff, Universität zu Köln, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB17-2603

doi: 10.3205/23dkou039, urn:nbn:de:0183-23dkou0390

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Offerhaus et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Autologe Hamstringsehnen-Transplantate sind häufiger mit postoperativen Kniegelenksinfekten nach vorderem Kreuzband (VKB) -Ersatz assoziiert als andere Autografts. Die Ursachen für diesen Zusammenhang sind nur unzureichend untersucht. Eine bakterielle Kontamination während der Sehnenentnahme und Transplantatpräparation gilt als die wahrscheinlichste Hypothese.

Ziel dieser Studie war es, die Wahrscheinlichkeit der bakteriellen Kontamination von Semitendinosus (ST) -Sehnen bei der Entnahme zum VKB-Ersatz zu untersuchen, die zugrundeliegenden Erreger zu spezifizieren und deren Sensibilität gegenüber potenzieller Antibiotika zu testen.

Methodik: 59 Patient*innen mit primärem Hamstringsehnen VKB-Ersatz wurden in diese prospektive Studie eingeschlossen. Kein/e Patient*in war an dem zu untersuchenden Knie voroperiert oder wies klinische Anzeichen einer Infektion auf. Pro Patient*in wurden insgesamt vier Gewebeproben der entnommenen ST-Sehnen auf bakterielles Wachstum hin untersucht und mit vier Gewebeproben des nativen, rupturierten VKBs als Kontrollgruppe verglichen. Drei der jeweiligen Proben wurden kulturell untersucht, eine mittels eubakterieller PCR. Für jeden identifizierten Erreger wurde eine Resistenztestung gegenüber den gängigen Antibiotika durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 342 Proben kulturell analysiert. Signifikant mehr Patient*innen wiesen eine positive Kultur der ST auf (33,9%; n=20/59), im Vergleich zu 3,4% der Patient*innen (n=2/59) mit positiver Kultur der VKB-Proben (p<0,0001). Einschließlich der 16S rRNA-PCR wurden bei insgesamt 42,4% (25/59) der Patient*innen in mindestens einer ST-Probe Bakterien entweder durch eubakterielle PCR und/oder Kultur nachgewiesen. Alle nachgewiesenen Erreger (n=33) waren Spezies der typischen Hautflora, wobei Staphylococcus epidermidis (39,4%; n=13/33) den häufigsten Erreger darstellte, gefolgt von Staphylococcus capitis (24,2%; n=8/33). Alle untersuchten Erreger (n=29) waren Vancomycin-sensibel (29/29, 100%), während nur 69% (n=20/29) sensibel auf Oxacillin und 65,5% (n=19/29) sensibel auf Clindamycin getestet wurden.

Schlussfolgerung: Die Kontaminationsrate autologer ST-Sehnen mit typischen Hautkeimen war in der vorliegenden Studie deutlich höher als bisher angenommen. Ein Drittel der Erreger zeigte Resistenzen gegen typische perioperative i.v.-Antibiotika (z.Bsp. Cefazolin, Clindamycin). Alle untersuchten Keime waren jedoch Vancomycin-sensibel. Diese Ergebnisse stützen die Empfehlungen zur Routine-mäßigen prophylaktische Dekontamination aller autologen Hamstringsehnen-Transplantat vor der Implantation beim VKB-Ersatz, vorzugsweise mit Vancomycin.