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Komplikationen nach operativer Versorgung von Sprunggelenksfrakturen beim geriatrischen Patienten – was können wir besser machen?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Neben hüftgelenksnahen und dist. Radiusfrakturen, sind Frakturen des Sprunggelenks eine der häufigen Frakturentitäten des älteren Menschen. Während es für prox. Femurfrakturen bereits zahlreiche Studien zum OP-Zeitpunkt, Technik, perioperativen Management und Komplikationen gibt, gilt es diese für OSG-Frakturen noch überwiegend zu evaluieren. Für die operative Therapie bei Sprunggelenksfrakturen geriatrischer Pat. werden teilweise hohe Komplikationsraten berichtet. Mit dieser Studie sollen Risikokonstellationen identifiziert und Hinweise für eine optimierte Therapie gewonnen werden.
Methodik: In einer retrospektiven Datenanalyse wurden Pat. ausgewertet, die zw. 2015-2021 in einem regionalen TZ aufgrund einer Sprunggelenksfraktur operiert wurden. Untersucht wurden Alter („GP“: geriatr. Pat. >65 J., „NGP“: nicht geriatr. Pat. <65 J.), Geschlecht, OP-Zeitpunkt, Verletzungsmuster sowie Risikofaktoren (RF) und post-OP Belastung in ihrem Einfluss auf die Komplikationsrate (KR) i.H. auf Major (Folgeeingriff/letaler Ausgang) und Minor- (kein Folgeeingriff) Komplikationen
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 402 eingeschl. Pat. (Ø Alter 57,6 J., Range 16–92J.) waren n=237 NGP (59%) und n=165 (41%) GP. Die Gesamt-KR lag bei 15% (n=61). Mit 26% (n=42), war die KR der GP mehr als doppelt so hoch wie die der NGP mit 8% (n=19). Der Unterschied war für die Gesamt-KR (p<0,001), wie auch für Major- (GP 14%/n=23; NGP 6%/n=13; p=0,003) und Minor-KR (GP 12%/n=19; NGP 3%/n=6; p<0,001) signifikant.
N=67 (17%) Pat. wiesen risikobehafteter Komorbiditäten auf, davon n=53 (79%) GP. Bei Vorliegen dieses RF, verdoppelte sich die KR für GP auf 72% (n=38; p<0,001), für NGP auf 43% (n=6; p<0,001). Eine weiterführende prä-OP Diagnostik der Vorerkrankung fand nur bei n=14 (21%) Pat. statt.
Wurden GP sofort operiert, war die KR 11/31.Bei NGP waren es dagegen nur 5/49. Bei vorerkrankten GP stieg sie auf 9/10 (p=0,154). Bei komplexeren Verletzungen und sofortiger OP, waren es sogar 8/8; (p=0,062).Bei (Sub-)Luxation 5/5 (p=0,185).
Durch operative Versorgung am 5./6. Tag, sank die KR für GP auf 9/47. Selbst bei Mehrfachverletzung am OSG und begleitendem RF, sank die KR auf 7/11 (p=0,336). Auch bei (sub-)luxierten Frakturen, traten nur 2/3 (p=0,722) Komplikationen auf.
Wurden GP in den ersten 6 Wochen post-OP unter Teil- oder Vollbelastung mobilisiert, war die KR von 24% (n=29) mit der KR unter Entlastung 31% (n=13) vergleichbar. Ein signifikanter Nachteil der postoperativen Belastung gegenüber der reinen Entlastung bestand nicht (p=0,343)
Die Ergebnisse zeigen deutlich höhere Komplikationsraten bei geriatrischen, insbesondere bei vorerkrankten Patienten. Die Optimierung des OP-Zeitpunktes, konsequente prä-OP Diagnostik und Therapie der Vorerkrankungen, gfs. sogar in einem interdisziplinär-geriatrischen Co-Management sowie die kritische Indiktionsstellung zur operativen Versorgung mit – wo möglich – früher Belastung, könnten geeignet sein, die hohen Komplikationsraten zu senken und bereits früh die Lebensqualität zu sichern.