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RSA-Migrationsanalyse und klinische Ergebnisse des A2-Kurzschaftes in Abhängigkeit der Implantatbeschichtung
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Kurzschaftprothesen geraten aufgrund von Vorteilen bei Knochenerhalt, Gelenkrekonstruktion und Implantationstechnik in den Fokus. Registerdaten lassen auf geringe Revisionsraten schließen. Gerade neuere Implantate müssen ihre Sicherheit und Funktionalität in prospektiven Studien unter Beweis stellen. Der 2016 eingeführte A2-Schaft stellt ein calcar-geführtes Kurzschaftsystem dar, das in dieser Studie klinisch, radiologisch und mittels Radiostereometrie-Analyse (RSA) untersucht wird.
Die RSA erlaubt Prognosen zum Langzeitverhalten eines Implantates und lässt Rückschlüsse auf Primärstabilität und Osseointegration zu, die von der Beschichtung des Implantates beeinflusst werden könnten. Der Einfluss einer zusätzlichen Calciumphosphat-Beschichtung (CaP) der Titanplasmaspray-Oberfläche (TPS) des Implantates wurde in dieser Studie untersucht.
Methodik: In diese prospektiv-randomisierte Studie wurden 60 Patienten vor Implantation eines A2-Schaftes (Fa. Artiqo, Lüdinghausen) eingeschlossen. Die Beschichtung, TPS vs. TPS mit CaP, wurde im Verhältnis 1:1 randomisiert. Die RSA-Baseline-Röntgenuntersuchung erfolgte vor der Erstmobilisation. RSA-Verlaufskontrollen, mit denen die Migration des Implantates berechnet wird, erfolgten nach 1 und 6 Wochen, sowie nach 3, 6, 12 und 24 Monaten. Das klinische Follow-up beinhaltete neben der radiologischen Auswertung die folgenden klinischen Outcome-Scores: Harris Hip Score (HHS), Forgotten Joint Score (FJS), Short-Form-36 (SF-36) und Hip Osteoarthritis Outcome Score for Joint Replacement (HOOS-JR).
Ergebnisse: Pro Untersuchungszeitpunkt standen jeweils >55 Datensätze zur Verfügung. Die Ergebnisse waren in allen Outcome-Scores exzellent (Mittelwerte nach 24 Monaten: HHS 95,2; FJS 74,6; SF36 PCS 52,9; SF-36 MCS 51,2; HOOS-JR 92,5). Die Zusatz-Beschichtung zeigte keinen Einfluss auf die klinischen Ergebnisse (mit Ausnahme eines niedrigeren FJS nach 12 Monaten). 2 Schäfte wurden aufgrund einer vermehrten Migration mit Lockerung revidiert.
Die RSA-Auswertung zeigte ein prognostisch gutes Migrationsverhalten mit einer mäßigen Initialmigration (0,74 ± 1,11 mm nach 6 Monaten) und einer anschließenden Stabilisierung. Bereits nach einer Woche (0,27 ± 0,13 mm) hatten 67% der Implantate ihre endgültige Position erreicht. Es zeigte sich die Tendenz zu einer vermehrten Migration in der CaP-Gruppe gegenüber der TPS-Gruppe nach 3 Monaten (1,46 ± 2,99 mm vs. 0,41 ± 0,28 mm; p=0,069) und nach 6 Monaten (1,00 ± 1,49 mm vs. 0,48 ± 0,41 mm; p=0,067).
Schlussfolgerung: Das untersuchte Kurzschaftsystem zeigt exzellente Ergebnisse, die mit gesunden, nicht endoprothetisch versorgten historischen Kontrollgruppen vergleichbar sind. Es erreicht das Ziel einer (fast) vollständigen Wiederherstellung der Gelenkfunktion. Die RSA lässt auf ein unauffälliges Langzeitverhalten schließen. Eine zusätzliche CaP-Beschichtung zeigt keinen Vorteil hinsichtlich Gelenkfunktion und Migrationsverhalten, sondern führt in der Tendenz eher zu einer etwas stärkeren und längeren Migration.