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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Computertomographie der Halswirbelsäule bei leichtem Schädelhirntrauma – Systematic Review

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Astrid Göldner - Klinik für Orthopädie and Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Anne Neubert - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Dan Bieler - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany
  • Michael Bernhard - Zentrale Notaufnahme, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Joachim Windolf - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Carina Jaekel - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB38-2220

doi: 10.3205/23dkou168, urn:nbn:de:0183-23dkou1685

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Göldner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In Europa erleiden jährlich ca. 262 pro 100.000 Einwohnern ein Schädelhirntrauma (SHT). In Deutschland sind davon ca. 85% leichte SHT (Glasgow Coma Scale 13–15). Die Studie untersucht die Frage, ob Patienten (Pat.) mit leichtem SHT eine Computertomographie (CT) der Halswirbelsäule (HWS) erhalten sollten.

Methodik: Es wurde eine systematische Literatursuche durchgeführt, um nach Studien in englischer oder deutscher Sprache auf MEDLINE via PubMed zu suchen. Eingeschlossen wurden alle Studien mit Erwachsenen (>18 Jahre), die bei leichtem SHT eine CT der HWS erhielten. Ausgeschlossen wurden Literaturreviews, Fallberichte, Kommentare und Leserbriefe. Zusätzlich wurde eine Handsuche der Quellenangaben eingeschlossener Studien vorgenommen. Die Studien wurden einer Kritischen Bewertung mithilfe des Methodological index for non-randomized studies (MINORS) unterzogen. Die Daten wurden qualitativ ausgewertet und in Evidenztabellen dargestellt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Suche ergab 315 Treffer, davon konnten 5 Studien (2 Fallserien, 1 diagnostische Studie, 1 Kohortenstudie und 1 Fall-Kontroll-Studie) inkludiert werden. Es wurden zusammen 9.054 Pat. (davon 64% Männer) eingeschlossen. Zwei Studien zeigen ein kombiniertes Auftreten von Verletzungen von Kopf und HWS im CT von 0,35% (von n=4230). Eine weitere Studie fand in 11% der Pat. eine kombinierte Verletzung von HWS und Gesicht (von n=206). In Pat. mit Auffälligkeiten im CT vom Kopf (cCT) zeigten sich bei 7,2% HWS-Verletzungen, bei unauffälligem cCT-Befund fand sich bei 3,4% der Pat. eine HWS-Verletzung (von n=3979). Eine Studie erfassten mehr Verletzungen der oberen HWS (4,5%; von n=650), während eine andere Studie mehr Frakturen der unteren HWS (4,3%) im Vergleich zur oberen HWS (2,7%) identifizierte (von n=2.888).

Basierend auf den eingeschlossenen Studien kann die Forschungsfrage nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Aus klinischer Sicht stellt sich die Frage, ab welcher Inzidenz gleichzeitig auftretender HWS-Verletzungen bei leichtem SHT eine kombinierte CT von Kopf und HWS zu empfehlen ist. Die eingeschlossenen Studien sprechen sich gegen eine automatisch gepaarte CT des Kopfes und der HWS aus. Sie empfehlen stattdessen anhand der Klinik, bzw. basierend auf einer clinical decision rule (CDR) über die Indikation zur CT der HWS zu entscheiden. CDR wie die Canadian C-Spine Rule (CCR) stützen sich bei der Indikation zur CT der HWS auf den klinischen Untersuchungsbefund (midline spinal tenderness, paresthesia), wobei die CCR ein CT bei Pat. über 65 Jahren immer empfiehlt. Keine Studie gibt Hinweise darauf, ob eine selektive CT von oberer oder unterer HWS ausreichend ist, oder ob die Untersuchung der komplette HWS notwendig wäre. Die Stärke der Arbeit ist die systematische, reproduzierbare Identifikation der verfügbaren Evidenz. Jedoch konnten nur wenige Studien mit geringem LoE und hoher Heterogenität eingeschlossen werden.