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Der Einfluss der intraoperativen Flüssigkeitssubstitution auf das Outcome von geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Frakturen des proximalen Femurs stellen ein erheblicher Einschnitt in Bezug auf die Lebensqualität älterer Menschen dar. Intravenöse Flüssigkeitssubstitution ist ab gewissen Mengen als unabhängiger Risikofaktor in der Traumaforschung beschrieben. Es erfolgte daher die Analyse des Einflusses der intravenösen Flüssigkeitssubstitution auf das Outcome geriatrischer Patienten mit Frakturen des proximalen Femurs.
Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Datenauswertung aus dem Krankenhausinformationssystem. Eingeschlossen wurden alle Patienten über 70 Jahren mit Frakturen des proximalen Femurs aus den Jahren 2017–2019. Ausgeschlossen wurden pathologische, periprothetische und periimplantäre Frakturen sowie Patienten mit fehlendem Narkoseprotokoll. Es erfolgte die Einteilung in zwei Gruppen anhand des gerundeten Mittelwertes (1.500 ml) der intraoperativen Flüssigkeitssubstitution in eine High Volume (HV) (n=140) und eine Low Volume (LV) (n=715) Gruppe.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 856 Patienten (609 Frauen, 247 Männer) eingeschlossen werden. Das Durchschnittsalter lag bei 85 (±6,7) Jahren. Es lagen 447 mediale Schenkelhalsfrakturen und 409 pertrochantäre Femurfrakturen vor. Gemessen am ASA Score und Charlson Comorbidity Index (CCI) zeigten die Patienten in der HV Gruppe mehr Vorerkrankungen, ebenso lagen mehr pertrochantäre Femurfrakturen (61,4% vs. 50,5%) in der HV Gruppe vor. Keine Unterschiede fanden sich im Alter, Geschlecht, präoperativem Hämoglobin Wert oder der Einnahme von Antikoagulantien. Es erfolgte nach Adjustierung auf ASA, ISAR, CCI, Geschlecht, Alter und Frakturtyp die match-pair Analyse der beiden Gruppen. Signifikant mehr Patienten in der LV Gruppe nahmen Antikoagulantien. Patienten der HV Gruppe bekamen signifikant häufiger präoperativ eine invasive Blutdruckmessung (IBP) (65,7% vs. 36,4%, p<0,001) und einen zentralen Venenkatheter (ZVK) (17,9% vs. 49,3%, p<0,001). Der intraoperative Blutverlust lag signifikant höher in der HV Gruppe (297 ml vs 162 ml, p< 0,001), ebenso die Transfusionsrate. Insgesamt fanden sich häufiger postoperative Komplikationen in der HV Gruppe (Dindo>= 1 59,7% vs. 43,6%, p<0,01). Es erfolgte die ergänzende Adjustierung auf den intraoperativen Blutverlust. In der logistischen Regression zeigten sich weiterhin die Komplikationen in der HV Gruppe erhöht (Odds Ratio (OR)1,79; 95% Konfidenzintervall [CI], 1,2–2,65, p<0,01). Trotz Adjustierung auf den Blutverlust lag die Transfusionswahrscheinlichkeit weiterhin höher (OR 1,64; 95%CI, 1,05–2,52, p=0,03)in der HV Gruppe und es fand häufiger eine Verlegung auf eine Intensivstation statt (OR 2,51; 95% CI, 1,37–4,64, p<0.01).
In dieser retrospektiven Auswertung finden sich Hinweise, dass eine restriktive Volumengabe mit einem besseren Outcome verknüpft ist. Die häufigere präoperative Ausstattung von Patienten in der HV Gruppe mit IBP und ZVK sollte hinsichtlich einer vermehrten unbedachten Flüssigkeitssubstitution diskutiert werden.