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Rekonstruktion des proximalen Humerus mittels inverser Tumorprothese
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Auf Grund des ossären und weichteiligen Defekts die Rekonstruktion des proximalen Humerus nach Resektion bei Tumorerkrankungen eine große Herausforderung. Gängige Rekonstruktionsmöglichkeiten wie mittels anatomischer Tumorprothesen, oder biologische Rekonstruktionen gehen meist mit einer schlechten Schulterfunktion einher. Immer mehr kommen daher wenn möglich auch inverse Tumorprothesen zum Einsatz, jedoch sind hierzu bis jetzt wenige Fallzahlen mit relativ kurzem Follow-up in der Literatur beschrieben.
Methodik: 46 Patienten (16 F, 30 M) wurden von 2003–2021 wegen eines primären Knochensarkoms (25 Pt.) oder einer ossären Karzinommetastase (21 Pt.) mit einer inversen proximalen Humerusprothese (MUTARS, Implantcast, Buxtehude) versorgt. Nach Primärimplantation erfolgte nach drei Monaten eine klinische und nativ-radiologische Kontrolle, die weitere Nachsorge erfolgte entsprechend dem jeweiligen Schema (Sarkome zwei Jahre im 3-Monatsintervall, dann 6-Montaskontrollen, nach 5 Jahren jährliche Kontrollen; Metastasen jährliche Kontrollen). Bei jeder Vorstellung wurde im Zuge der klinischen Kontrolle jeweils der MSTS (Musculoskeletal Tumor Society Score) erhoben.
Die statistische Analyse erfolgte mit Microsoft Excel Mac, version 15.31.
Ergebnisse: Medianes Alter bei Operation war 52 Jahre (12–77), medianes Follow-up 25 Monate (3–176). Weite Tumorresektionen erfolgten bei primären Knochensarkomen (25), bei Patienten mit multiplen ossären Karzinommetastasen (21) wurde eine marginale Tumorresektion durchgeführt. 20 Patienten erhielten eine adjuvante Radiatio. Bei 3 Patienten kam es zu einer einmaligen Luxation, welche mit konservativem Therapieregime behandelt wurde. 20 Patienten erhielten eine adjuvante Radiatio. Bei 7 Patienten kam es zu Komplikationen (15%, 3x singuläre, 2x rezidivieren Luxation, 2x Infekt). Nach einem Follow-up über 24 Monaten (26 P., medianes Follow-up 66 Monate [24-176]) kam es weiterhin zu keinen biomechanischen Prothesenkomplikationen.
Aktive ROM: mediane Anteversion von 62° (10-180°), Retroversion von 28° (0–170°) und Abduktion von 55°, 23 Patienten (50%) konnten eine Abduktion über 90° bis 175° durchführen. Der mediane MSTS bei letztmaliger Vorstellung betrug 25 (14–30). Signifikante Unterschiede in der ROM konnten zwischen Patienten mit ossärem Sarkom und ossären Metastasen eruiert werden, ebenso zeigten Patienten mit adjuvanter Radiatio eine signifikant schlechtere Beweglichkeit. Patienten bei denen eine rein ossäre Resektion möglich war zeigten im Vergleich mit Patienten, bei welchen auch eine weichteilige Resektion erforderlich war, ebenfalls eine signifikant bessere Schulterfunktion.
Schlussfolgerung: Die inverse Tumorprothese führt im Vergleich zu anderen rekonstruktiven Verfahren zu einer deutlich besseren Funktion der Schulterbeweglichkeit, im Langzeit Follow-up scheint es zu keinen relevanten Prothesenkomplikationen zu kommen. Die inverse proximale Humerus Prothese bietet daher, insbesondere bei ossären Metastasen, eine gute Möglichkeit der Rekonstruktion.