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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Qualitätssteigerung der Patientenversorgung durch eine ABS-Visite unter Berücksichtigung der Dokumentationsart

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Steffi Falk - Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinik und Polikklinik für Chirurgie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany
  • Thomas Mittlmeier - Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinik und Polikklinik für Chirurgie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany
  • Micha Löbermann - Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB55-2671

doi: 10.3205/23dkou270, urn:nbn:de:0183-23dkou2703

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Falk et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Multiresistente Keime sind die stille Pandemie unserer Zeit. Die WHO hat die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen zu einem der zehn Gefahren der globalen Gesundheit erklärt [1]. Somit haben diese in vielen Bereichen bereits die Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt oder Krebs erreicht. Die Initiative des Antibiotic-Stewardship (ABS) wurde als Kampagne zum rationalen Einsatz von Antibiotika initiiert [2]. Diese Analyse untersucht nun den Effekt der Etablierung einer ABS-Visite und ihrer verschiedenden Dokumentationen auf die Versorgungsqualität der Patienten.

Methodik: Ausgewertet wurden die Patienten einer unfallchirurgischen Klinik der Maximalversorgungsstufe im Rahmen einer Punkt-Prävalenz-Analyse anhand je zweier Zeitpunkte in drei Zeiträumen (vor Einführung, unter Dokumentation des Stationsarztes und des ABS-Teams). Diese Analyse begleitet die Einführung des ABS-Teams in der Klinik sowie die Optimierung der Dokumentation der ABS-Visite. Gescreent wurden alle stationären Patienten (n=319) nach einer laufenden Antibiotikatherapie. Für diese Patienten wurde dann nach der Indikation sowie einer Therapieempfehlung des ABS-Teams gesucht. Erfasst wurde dabei die Umsetzung der Empfehlung sowie deren zeitliche Dauer und die Eintragungen im Entlassbrief.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigte sich mit Einführung der ABS-Visite eine deutliche Steigerung der Dokumentation der Indikation einer Antibiotikatherapie von 10 Prozent vor auf 81 Prozent nach Etablierung der ABS-Visite in der Patientenakte. Dies bestätigte sich auch im Entlassbrief mit einer Steigerung der Angaben zu einer Diagnose und der erfolgten Antibiotikatherapie von 41 auf 70 Prozent. Auch konnte mit Einführung von ABS die empfohlene Therapiedauer verbessert werden. Zeigte sich vor der ABS-Visite eine Therapiedauer entsprechend der Empfehlung bis 1 Woche oberhalb davon 50 Prozent, so lag diese nach Etablierung bei 79 Prozent. Eine Gabe eines Antibiotikums länger als 2 Wochen über die Empfehlung hinaus ist nach Etablierung der Visite nicht mehr aufgetreten. Auch die Probenentnahme konnte für Patienten mit Infekten von 75 auf 85 Prozent gesteigert werden. Hier zeigte sich insbesondere eine Zunahme der Urinkulturen im Rahmen der Fokussuche bei Infekten, welche von 23 auf 33 Prozent gesteigert werden konnten. Zudem konnte der Anteil an Patienten mit Antibiotikatherapie aber ohne Infektion von 6,25 auf 4,9 Prozent gesenkt werden. Auch die Wahl der initial kalkulierten Antibiotikatherapie gemessen an den Hausempfehlungen veränderte sich von 22 auf 40 Prozent.

Diese Untersuchung belegt klar den Vorteil der ABS-Visite hinsichtlich der kalkulierten Wahl eines Antibiotikums, der Therapiedauer und der spezifischen Antibiotikatherapie. Insbesondere die Dauer sticht hier als auffälliges Merkmal ins Auge. Zusätzlich zeigt sich durch die ABS-Visite auch eine Steigerung der dokumentierten Diagnose zur Antibiotikatherapie.


Literatur

1.
World Health Organization (WHO). Antimicrobial resistance. 17.11.2021 [letzter Zugriff: 11.02.2023]. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antimicrobial-resistance Externer Link
2.
Robert Koch Institut (RKI). Antibiotic Stewardship. Stand: 09.05.2019 [letzter Zugriff: 11.02.2023]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Antibiotic_Stewardship.html Externer Link