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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Ist die Schnittbildgebung bei Frakturen des distalen Unterschenkels im Kinder- und Adoleszentenalter notwendig – Ergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jonas Alexander Strohm - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Ilona Schubert - Orthopädie und Unfallchirurgie Klinikum Bamberg, Bamberg, Germany
  • Dorien Schneidmüller - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Peter Strohm - Sozialstiftung Bamberg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bamberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB70-2747

doi: 10.3205/23dkou358, urn:nbn:de:0183-23dkou3580

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Strohm et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im Kindes- und Adoleszentenalter wird häufig zur erweiterten Diagnostik von Gelenkverletzungen am distalen Unterschenkel und oberen Sprunggelenk eine Schnittbildgebung, meistens eine Computertomographie (CT) durchgeführt. Aufgrund der Strahlenbelastung wird die Notwendigkeit der CT weiterhin kontrovers diskutiert, da diese Verletzungen Stereotypien folgen und in der Regel einen ähnlichen Verlauf zeigen.

Da die Strahlenempfindlichkeit in diesem Alter deutlich höher ist als beim Erwachsenen, muss das Bestreben gemäß der ALARA-Prinzipien eine möglichst geringe Strahlenbelastung sein.

Ziel dieser Umfrage ist es, das aktuelle Vorgehen in Deutschland in der Diagnostik von kindlichen Verletzungen des distalen Unterschenkels und oberen Sprunggelenks zu erheben.

Methodik: Zur Datenerhebung wurde eine Umfrage mit dem Titel „CT bei Frakturen des Sprunggelenks im Kindes- und Jugendalter: Gegenstand der Umfrage sind Verletzungen im Alter zwischen 8 und 15 Jahren“ der Sektion Kindertraumatologie in der DGU (SKT) in einem Zeitraum vom 20.09.2022 – 21.12.2022 über den Verteiler der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sowie den Verteiler der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie an alle Mitglieder versandt. Die Umfrage umfasste 21 Fragen. Zielgruppen waren in Krankenhaus und Praxis tätige Unfall- und Kinderchirurgen sowie Orthopäden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt nahmen 525 Teilnehmer an der Umfrage teil.

Eine Ultraschalldiagnostik wenden fast 25%, die Ottawa-Ankle-Rules über 50% immer oder in den meisten Fällen an. Ein konventionelles Röntgen wird von über 90% immer oder in den meisten Fällen gemacht. Eine CT-Bildgebung wird von 88,57% nur selten genutzt, hauptsächlich zur OP-Planung oder Analyse des Frakturverlaufes. 69,9% geben an, dass ihre Radiologie für CT-Untersuchungen ein Kinderprotokoll verwendet, 25,71% wissen nicht, ob dies der Fall ist. Die MRT-Bildgebung wird von 89,33% ebenfalls selten angewendet, meist zum Erkennen von Begleitverletzungen.

Insgesamt wird als schnittbildgebendes Verfahren bei Frakturverdacht von 55,62% die CT- und von 35,24% die MRT-Bildgebung gewählt.

95,05% halten die Schnittbildgebung bei einer Triplane-Fraktur für sinnvoll, 59,24% bei einer Two-plane-Fraktur, 41,71% bei einer Verletzung Typ Salter-Harris III/IV und 8% bei einer Verletzung Typ S-H I/II.

Die Umfrage hat gezeigt, dass das konventionelle Röntgenbild nach wie vor den Goldstandard darstellt. Interessanterweise wendet mehr als die Hälfte der Befragten die Ottawa-Ankle-Rules regelmäßig an, ebenso wird eine Diagnostik mittels Ultraschall von fast einem Viertel regelmäßig genutzt. Dies zeigt uns, dass ein Bewusstsein für Strahlenschutz bei Kindern besteht, obgleich ein Viertel aller Teilnehmer nicht weiß, inwiefern in ihrer Radiologie ein spezielles Kinder-Protokoll für die CT-Bildgebung existiert. Eine Schnittbildgebung wird regelmäßig durchgeführt. Bezüglich des tatsächlichen Umfangs der genutzten Bildgebung zeigt sich eine deutliche Divergenz zwischen Theorie und Praxis.