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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Funktionelles Outcome und Komplikationsanalyse nach femoraler Außenbandosteotomie bei der Versorgung komplexer Tibiakopffrakturen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eduard Witiko Unger - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany
  • Stefan Barzen - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany
  • Stefan Buschbeck - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany
  • Reinhard Hoffmann - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB72-2517

doi: 10.3205/23dkou367, urn:nbn:de:0183-23dkou3676

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Unger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Frakturen des Tibiakopfs, insbesondere C3 Frakturen mit Beteiligung der medialen und lateralen Kondyle, gehören zu den sehr schweren und häufig komplexen Frakturentitäten der unteren Extremität mit hohen Belastungen für das Individuum sowie für die Sozialversicherungssysteme (Dehoust 2022). 85% der Typ C Frakturen und 44% der B/C Frakturen zeigen eine Beteiligung der posterolaterozentralen Zone (Frosch 2020/Sohn 2015). Die direkte Visualisierung der Fraktur zur optimalen Reposition der Gelenkfläche ist hierbei nur mit direkt posterioren oder erweiterten lateralen Zugängen möglich. Insbesondere die femorale Außenbandosteotomie kann hier eine hilfreiche Erweiterung darstellen.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Datenanalyse wurde das postoperative Outcome von Patienten mit proximaler Fraktur der Tibia vom Typ AO B3 und C3 und posterolateraler Gelenkflächenbeteiligung, bei denen eine femorale Osteotomie des Außenbands über einen erweiterten anterolateralen Zugang durchgeführt wurde, untersucht.

Der Datensatz umfasst alle Eingriffe dieser Art von Juli 2021 bis September 2022 an einem überregionalen Traumazentrum im Deutschland. Das Outcome wurde anhand des Repositionsergebnisses der posterolaterozentralen Zone in einer postoperativen CT-Bildgebung, des Auftretens von Komplikationen (Infektionen, Revisionsoperationen, Nervenschäden) sowie der postoperativen Schmerzen erfasst und analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten im genannten Zeitraum 12 Patienten eingeschlossen werden. Hiervon lagen 10 C3 und 2 B3 Frakturen vor. Das Durchschnittsalter lag bei 51 (SD ±15) Jahren, das mittlere Follow-up betrug 60 (SD ±26) Wochen. 75% der Patienten waren weiblich. Das Repositionsergebnis der posterolaterozentralen Zone zeigte sich in 10 Fällen sehr gut mit einer maximalen Stufe bis 2 mm, in 2 Fällen gut bis 3 mm. Zwei Patienten zeigten postoperativ eine temporäre Beeinträchtigung des N. peroneus. Es traten keine postoperativen Infektionen oder Wundheilungsstörungen auf. Ebenso zeigten sich keine Bandinstabilitäten.

Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass eine Erweiterung des anterolateralen Zugangs um eine femorale Außenbandosteotomie eine wertvolle Ergänzung darstellen kann. Die verbesserte Visualisierung der Frakturzone ermöglicht im Großteil der Fälle sehr gute Repositionsergebnisse der posterolaterozentralen Zone. Das erweiterte operative Trauma sowie die Osteotomie zeigten keine negativen Effekte auf Heilung und Outcome. Eine mögliche Affektion des Nervus peroneus am ehesten im Rahmen eines Zugschadens durch vermehrten Varusstress muss jedoch beachtet werden.

Weitere prospektive Studien zur Evaluation des Langzeit-Outcomes nach Reposition über einen erweiterten anterolateralen Zugang werden derzeit durchgeführt.