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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Evaluation der Effektivität des Screenings auf Beinvenenthrombose bei komplexen Kniegelenkverletzungen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Peter Melcher - Universitätsklinik Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Pierre Hepp - Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirugie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Katja Mühlberg - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Angiologie, Leipzig, Germany
  • Christian Kleber - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB85-2750

doi: 10.3205/23dkou474, urn:nbn:de:0183-23dkou4747

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Melcher et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Inzidenz der Beinvenenthrombosen wird in der europäischen und amerikanischen Normalbevölkerung mit 100–200/100.000 Patientenjahre angegeben. Jedoch steigt das Risiko durch die Immobilisierung entsprechend der Virchow-Trias an. Mit Vorliegen einer Thrombose im Bereich der unteren Extremität steigt das Risiko einer durch eine Operation ausgelöste Lungenembolie oder tritt überhaupt erst auf. Die vorliegende Studie untersucht die Effektivität eines präoperativen Thrombosescreenings bei Tibiakopffrakturen und Kniegelenksluxation.

Methodik: Im Dezember 2021 wurde anlässlich einer letalen Lungenembolie bei tiefer Beinvenenthrombose bei Tibiakopfluxationsfraktur ein Screening zur Diagnostik und dem präoperativen Management von Beinvenenthrombosen bei komplexen Kniegelenkverletzungen an der Klinik der Autoren etabliert. Alle in den 13 Monaten vor (Gruppe 1: 11/2020–11/2021) und nach (Gruppe 2: 12/2021–12/2022) Etablierung des Screenings versorgten Tibiakopffrakturen und Kniegelenkluxationen wurden in die Auswertung eingeschlossen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In Gruppe 1 (vor Screening 12/2021) wurden 29 Patienten mit komplexer Knieverletzung operativ versorgt, 4 Patienten (14%) wurden präoperativ mittels Fixateur externe stabilisiert. Bei 3 (10%) konnte eine Beinvenenthrombose nachgewiesen werden, 1 Patient (33%) davon war mit Fixateur versorgt. Alle Thrombosen wurden erst postoperativ diagnostiziert. 1 Patient in Gruppe 1 verstarb unmittelbar postoperativ an einer Lungenarterienembolie. In Gruppe 2 wurden 44 Patienten operativ versorgt, davon waren 17 (39%) präoperativ mittels Fixateur externe stabilisiert. 6 Patienten zeigten eine Thrombose (14%), 5 davon mit Fixateur (83%). Alle Thrombosen wurden bereits präoperativ diagnostiziert und 10 Tage Gewichts-adaptiert vollantikoaguliert. Anschließend erfolgte eine Duplex-Kontrolle. In 4 von 6 Fällen war keine Thrombose mehr nachweisbar, sodass die operative Versorgung nach 12 stündiger Pause der Antikoagulation erfolgte. Bei 2 von 6 Patienten wurde perioperativ ein Cava-Schirm eingesetzt. In Gruppe 2 gab es keinen Todesfall.

Wir konnten eine hohe Inzidenz von Beinvenenthrombose (10–14%) bei komplexen Kniegelenksverletzungen nachweisen, welche um den Faktor 1000 häufiger als in der Allgemeinbevölkerung auftritt. Damit stellen diese Patienten ein Kollektiv mit starkem Risiko dar, welches v.a. durch Nutzung posteriorer Zugänge zur Versorgung von komplexen Tibiakopffrakturen mit direkter Manipulation an der Gefäßachse einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf.

Daher sind die Autoren der Meinung, dass bei komplexen Knieverletzungen eine präoperative Screening Untersuchung auf Beinvenenthrombosen sinnvoll ist, um das intraoperative Embolierisiko zu senken. In einer prospektiven Studie erfolgt nun die Evaluation des neuen Behandlungskonzeptes für komplexe Kniegelenksverletzung.