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MRT-Analyse von 409 adulten Kniegelenken zur Erfassung der physiologischen Morphologie des Patellofemoralgelenks
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Die Morphologie des Patellofemoralgelenks ist komplex und nicht ausreichend erforscht. Mögliche Abhängigkeiten zwischen dem anterioren Kondylenoffset (AKO) und der morphologischen Konfiguration der Patella (MP) sind bislang nicht hinreichend untersucht. Durch aktuelle Studien konnte nachgewiesen werden, dass Veränderungen des AKO in Folge eines endoprothetischen Gelenkersatzes zum Auftreten eines anterioren Knieschmerzes führen können. Auch die Implantation eines Retropatellarersatzes kann in Veränderungen des Gelenkspalts resultieren und dadurch das postoperative Outcome beeinflussen. Um bestmögliche postoperative Ergebnisse zu erzielen, werden physiologische Referenzwerte benötigt. Die vorliegende Studie besaß daher das Ziel, eine solche Referenz zu schaffen und Abhängigkeiten zwischen AKO und MP zu untersuchen.
Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden MRT-Bilder des Kniegelenks von 409 Patienten (Durchschnittsalter 52,3 Jahre (±16,8); m: 198; w: 211) analysiert. Alle Untersuchungen wurden nach Kellgren/Lawrence (KL) klassifiziert. Patienten mit einem KL-Score >2 wurden exkludiert. Weitere Ausschlusskriterien waren Voroperationen, Frakturen, Dysplasien, Tumore und ungenügende Qualität der radiologischen Bilder. Alle Kniegelenke wurden dabei nach Ausprägung des AKO (positiver Messwert = „+“ oder Messwert „0“) im medialen (med.) und lateralen (lat.) Kompartiment in drei Typen klassifiziert. Tabelle 1 [Tab. 1] verdeutlicht dies. Die Breite und Länge der Patella wurde in der Sagittal- (PBS, PLS) und Axialebene (PBA, PLA) bestimmt. Des Weiteren wurden der retropatellare Gelenkspalt (RPG) und die potenzielle Resektionshöhe für einen Retropatellarersatz (PRH) gemessen. Außerdem erfolgte eine Korrelationsanalyse zwischen dem AKOmed/lat und den patellaren Messparametern.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die Mittelwerte, Standardabweichungen und Varianzen von AKOmed/lat für die drei morphologischen Typen (A: n=291; B: n=116; C: n=2). Es ergab sich eine mittlere PBS von 20,1 mm (±2,4) sowie PLS von 44,0 mm (±4,4). Die durchschnittliche PBA lag bei 21,8 (±2,5) und die PLA bei 44,5 mm (±4,6). Die Mittelwertanalyse ergab für den RPG 4,2 mm (±1,3). Die PRH betrug im Schnitt 9,7 mm (±1,9). In der durchgeführten Korrelationsanalyse nach Spearman ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen ACOmed und PRH (rS: -0,13; p<0,01). ACOlat zeigte signifikante Korrelationen mit PLS (rS: 0,11; p=0,03) und PLA (rS: 0,17; p<0,01; s. Tabelle 2 [Tab. 2]).
Die vorliegende Studie liefert erstmalig physiologische Referenzwerte für die MP und untersucht Abhängigkeiten vom AKO. Hier ergeben sich Hinweise für physiologische Zusammenhängen zwischen dem AKO und der Länge der Patella. Die Ergebnisse sind von hoher Relevanz in der Diagnostik und operativen Therapie von Kniegelenkspathologien und sollen gleichzeitig den Anstoß für weitere Untersuchungen des Patellofemoralgelenks liefern.