gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Reitsport und Hüftschmerzen: Eine Analyse von 1.214 aktiven Turnierreitern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carla Elena Ramsauer - Universitätsklinikum Leipzig, Klinik & Poliklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Leipzig, Germany
  • Andreas Kühnapfel - Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik, Leipzig, Germany
  • Jan Theopold - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Pierre Hepp - Universität Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Ralf Henkelmann - Universität Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAV15-2650

doi: 10.3205/23dkou637, urn:nbn:de:0183-23dkou6375

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Ramsauer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Hüftschmerzen sind in unterschiedlichen Sportarten bei Leistungssportlern bereits häufig beschrieben. Bisher liegen keine Daten zu Reitsportlern vor. Ziel dieser Studie war es, mittels einer epidemiologischen Erhebung Hüftprobleme unter aktiven Turnierreitern zu erfassen und mögliche Risikofaktoren zu identifizieren.

Methodik: Es wurde ein Fragebogen mit deskriptiven und sportartspezifischen Fragen erstellt. Dieser wurde ergänzt durch den Copenhagen Hip and Groin Outcome Score (HAGOS) mit seinen Subscores Symptome, Schmerzen, Alltagsaktivität, Sport und körperliche Betätigung als hüftspezifischer Fragebogen und den EQ5DL als Fragebogen zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität. Mittels eines QR-Codes wurde der Fragenbogen in sozialen Medien, Reitforen und Reitmagazinen veröffentlicht, um so viele aktive Turnierreiter zu erreichen wie möglich.

Statistische Analysen wurden mittels SPSS (Version 27) durchgeführt. Die Charakterisierung der Kohorte erfolgte durch Standardstatistiken: kontinuierliche Daten durch Mittelwert und Standardabweichung, kategoriale Daten mittels absoluter und relativer Häufigkeiten. Gruppenvergleiche erfolgten mittels t-Test beziehungsweise Chi-Quadrat-Test. Zur Identifikation von Risikofaktoren für Hüftschmerzen wurde eine multiple binär-logistische Regressionsanalyse durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden insgesamt 1.214 Reiter mit einem Durchschnittsalter von 33,6 ± 11,2 Jahren und einem Anteil von 96% Frauen in die Studie eingeschlossen. Es starteten 60,5% in der Disziplin Dressur, 45,3% im Springen, 19,8% in der Vielseitigkeit und 10,0% in anderen Disziplinen. 61,8% starteten in ein bis zehn Turnieren im Jahr, 34,5% in zehn bis 25 und 3,7% in über 25.

Die weitere Analyse zeigte, dass Variablen mit einem signifikanten Zusammenhang zum Hüftschmerz das Alter (35,6 ± 11,8 versus 31,1 ± 10,6; p=0,03), die Reitdauer in Jahren (27,0 ± 10,6 versus 24,0 ± 9,8; p=0,003) sowie die Disziplinen (Dressur p=0,015, Springen p<0,001, Vielseitigkeit p=0,003) waren. Weiterhin zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen Reitern mit und ohne Hüftschmerzen in allen HAGOS Subscores und dem EQ5DL (p<0,001). BMI, Klasse, Anzahl der Turniere und Ausgleichssportarten waren ohne statistisch signifikanten Einfluss auf Hüftschmerzen.

In der Regressionsanalyse zeigten sich Alter (Odds Ratio, OR 1,04), HAGOS Symptome (OR 0,96), HAGOS Lebensqualität (OR 0,9) und VAS EQ5DL (OR 1,04) im Rahmen der Modellwahl als relevante Variablen.

Unseren Ergebnissen zufolge haben Reiter mit zunehmendem Alter und längerer Reitdauer in Jahren in allen drei Disziplinen vermehrt Schmerzen in der Hüfte. Viele Variablen, die einen Rückschluss auf eine hohe Belastung zuließen, wie z.B. tägliche Reitstunden, waren dahingegen ohne statistisch signifikanten Einfluss auf Hüftschmerzen. Interessanterweise haben auch Ausgleichssportarten wie z.B. Yoga oder Fitness-Training keinen positiven Einfluss auf das Auftreten von Hüftschmerzen.