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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

10 Jahre Skoliose-Versorgung mit Magnetisch-kontrollierbaren wachsenden Stäben – eine Komplikationsanalyse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Raphael Trefzer - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Wojciech Pepke - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Tobias Renkawitz - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Stefan Hemmer - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAV63-3358

doi: 10.3205/23dkou649, urn:nbn:de:0183-23dkou6494

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Trefzer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Schwere skoliotische Deformitäten können bei noch ausstehendem Rumpfwachstum mittels Magnetisch-kontrollierbarer Wachstumsstäbe (MCGR) versorgt werden, welche seit über 10 Jahren in Deutschland verfügbar sind. Um für die minderjährigen Patienten gute klinische Ergebnisse zu erzielen und Revisionsoperationen zu vermeiden, ist eine adäquate Komplikationskontrolle bei diesen Eingriffen unabdingbar. Bisherige Komplikationsanalysen bilden nur einzelne Indikationen ab bzw. basieren auf wenig standardisierten retrospektiven Datenerhebungen.

Methodik: Patienten, welche an einem Skoliose-Zentrum im Zeitraum von 2013–2022 die primäre Implantation eines Pedikelschrauben-fixierten MCGR-Doppelstabsystems erhielten, wurden retrospektiv analysiert. An der Wirbelsäule voroperierte Patienten, sowie solche mit Einzelstabversorgung und ohne Pedikelschraubenverankerung wurden ausgeschlossen. Präoperative und postoperative Röntgenbilder wurden hinsichtlich Parameter des koronaren und sagittalen Profils ausgemessen.

Analysen der Patientenakten aus dem klinischen Informationssystem, sowie Untersuchung von im postoperativen Verlauf durchgeführter Röntgenbilder dienten der Erfassung von Komplikationen. Die erhobenen Daten wurden deskriptiv analysiert, metrische Mittelwertvergleiche zwischen zwei Gruppen wurden mittels t-Test durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 62 Patienten, davon 36 mit idiopathischer, 19 mit neurogener, 5 mit syndromaler und 2 mit kongenitaler Skoliose erfüllten die Einschlusskriterien (45 weiblich, Durchschnittsalter 11 Jahre, mittleres Follow-up 28,2 Monate).

Lockerungen der Schraubenverankerung stellten die häufigsten Komplikationen dar (bei 13 Patienten kranial, davon 6 mit Dislokation; 5 kaudal, davon 1 mit Dislokation) gefolgt von Infekten (4 Spätinfekte (6,5%), 2 Frühinfekte (3,2%)), Anschlussdekompensation (4 (6,5%)) und Wundheilungsstörungen (2 (3,2%)). Bei Patienten mit subkostaler Band-Augmentation der kranialen Verankerung waren die Raten von kranialen (5/46; 10,9% mit Bändern vs. 8/16; 50% ohne Bänder) als auch kaudalen Schraubenlockerungen (0/46 mit Bändern vs. 5/16 ohne Bänder) reduziert. Davon traten 4 der 5 kaudalen Lockerungen im Zusammenhang mit kranialen Lockerungen auf. Patienten mit Band-Augmentation, welche eine kraniale Schraubenlockerung hatten, wiesen signifikant höhere präoperative thorakale Kyphosewinkel (im Mittel 55,3° mit Lockerung vs. 30,9° ohne Lockerung; p=0,012) und eine stärkere thorakale Entkyphosierung durch die OP auf (delta_26,1° vs. delta_9,4°; p=0,026).

Schraubenlockerungen, vor allem der kranialen Verankerung, stellen in diesem Kollektiv die häufigste Komplikation dar. Eine reduzierte Rate an Schraubenlockerungen und -dislokationen konnte bei Patienten mit Band-Augmentation der kranialen Verankerung beobachtet werden.

Patienten, die trotz zusätzlicher Band-Versorgung eine kraniale Schraubenlockerung aufwiesen, hatten präoperativ einen signifikant höheren Winkel der thorakalen Kyphose und ein höheres Ausmaß an Entkyphosierung durch die OP.