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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

OP-Müll – weniger ist mehr

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Kühne - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany
  • Veit Kleine-Doepke - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany
  • Sönke Landschoof - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany
  • Nikolaus Kreitz - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocIP14-2244

doi: 10.3205/23dkou702, urn:nbn:de:0183-23dkou7023

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Kühne et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Immer mehr Kliniken benutzen im unfallchirurgischen OP-Setting sterilverpackte Osteosynthesematerialien (Schrauben, Platten, Drähte). Hierdurch kommt es zu einer deutlichen Zunahme von Verpackungsmüll in deutschen Kliniken.

Herstellerabhängig ist die Menge des anfallenden Plastik- und Verpackungsmüllsunterschiedlich groß – in jeden Fall aber erheblich mehr als bei Verwendung sterilisierbarer Schrauben- oder Implantate-Trays.

Zur Versorgung distaler Radiusfrakturen kommen bei uns zwei verschiedene Implantatsysteme zur Anwendung; System 1 verwendet einzeln sterilverpackte Implantate zur Versorgung, System 2 bietet nur die Platten einzeln steril verpackt an, die Schrauben aber auf einem separaten, wiedersterilisierbaren Schrauben-Tray.

Methodik: Zwischen 01/2022 bis 07/2022 wurde bei allen operativ versorgten distalen Radiusfrakturen der anfallende Verpackungsmüll dokumentiert und gewogen. Ebenso wurde die jeweilige Zeit, die benötigt wurde, um die einzelnen Schrauben zu holen und auszupacken bei jeder 5. OP gemessen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 62 distale Radiusfrakturenosteosynthetisch versorgt. 57-mal erfolgte die Versorgung von palmar, 4-mal von dorsal und 1-mal von palmar und dorsal.

22-mal wurde das System mit den sterilen Einzelverpackungen benutzt (System 1), 40-mal das System mit dem Schrauben-Tray (System 2).

Bei den Versorgungen mit System 1 wurden insgesamt 23 Platten und 195 Schrauben verbraucht; bei Versorgungen mit System 2 waren es 40 Platten und 368 Schrauben. Das entspricht durchschnittlich 8,5 Schrauben pro OP bei System 1 und 9,2 Schrauben pro OP bei System 2.

Für Versorgungen mit System 1 entstanden dabei 2.306 g Plastikmüll und 1.526 g Verpackungsmüll insgesamt. Das entspricht 100,3 g Plastik- und 66,3 g Verpackungsmüll pro OP. Bei Versorgungen mit System 2 fielen 721,6 g Plastikmüll und 480 g Verpackungsmüll an. Das entspricht 18 g Plastik- und 12 g Verpackungsmüll pro OP.

Die durchschnittliche Zeit, die zur Bereitstellung der Schrauben bei System 1 pro OP benötigt wurde, lag bei 7,2 Minuten, bei System 2 waren es 1,4 Minuten.

Der Gesundheitssektor zählt bereits heute zu den größten CO2-Produzenten weltweit. Um den CO-Ausstoß zu verringern und dem Ziel der Klimaneutralität näher zu kommen, bedarf es deutlicher Anstrengungen - hierzu zählt insbesondere die Vermeidung bzw. Reduktion des Plastik- und Verpackungsmülls.

Bei Verwendung steril verpackter Einzelimplantate (System 1) kommt es im o.g. Beispiel zu einer Verfünffachung der Plastik- und Verpackungsmüllmenge.

Ein weiterer Nachteil besteht in der Zeit, die zur Bereitstellung der einzelnen Implantatebenötigt wird - hier zeigt sich ebenfalls eine Verfünffachung der Zeitdauer gegenüber der Verwendung von Schrauben-Trays.

Maßnahmen zur Reduzierung des Verpackungsmülls durch z.B. Verringerungen der Packungsgrößen; oder definierte Recycling- und Rücknahmesysteme durch die Hersteller sind hier unabdingbar zu fordern.