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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Welche Erfahrungen haben Hausärzt*innen mit Arztbewertungsportalen gemacht? – Ergebnisse einer Befragungsstudie

Meeting Abstract

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  • Julian Wangler - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf024

doi: 10.3205/23dkvf024, urn:nbn:de:0183-23dkvf0241

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Wangler.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Arztbewertungsportale bieten die Möglichkeit, online nach Ärzt*innen zu recherchieren, Bewertungen anderer Patient*innen einzusehen und Bewertungen für die erhaltene Behandlung abzugeben. Dies hat Folgen für Patient*innenaufkommen und Versorgungsgeschehen. Bislang liegen kaum Erkenntnisse vor, welche Haltung niedergelassene Ärzt*innen, insbesondere Hausärzt*innen, zu solchen Bewertungsplattformen einnehmen.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war es, herauszufinden, welche Einstellungen Hausärzt*innen in Bezug auf Arztbewertungsportale vertreten, ob und wie sie Plattformen zur Arztbewertung nutzen, welche Erfahrungen sie mit ihnen gemacht haben und wie sie ihre Bedeutung für Patient*innen und Ärzt*innen einschätzen.

Methode: Im Zuge einer Online-Befragung wurden 1.309 Hausärzt*innen in Rheinland-Pfalz und Hessen befragt. Neben der deskriptiven Analyse kam zur Feststellung von signifikanten Unterschieden zwischen zwei Gruppen ein T-Test bei unabhängigen Stichproben zum Einsatz.

Ergebnisse: Hausärzt*innen begegnen Arztbewertungsportalen insgesamt kritisch-konstruktiv. Zwar nehmen sie Probleme und Risiken solcher Plattformen wahr, allerdings auch klare Chancen für Patient*innen und Ärzt*innen. Besonders jüngere Ärzt*innen setzen Arztbewertungsportale strategisch ein, z.B. als Instrumente des Praxis-Marketings, aber auch zur bedarfsorientierten Verbesserung der eigenen Praxis. Bei jüngeren wie älteren Ärzt*innen ist die Befürchtung verbreitet, Bewertungsportale könnten zu unqualifizierten Kommentaren oder rufschädigender Kritik verleiten. Von den Befragten wird als problematisch erlebt, dass Patient*innen verbreitet dazu neigen, vorzugsweise die Behandlungsqualität und medizinische Fachkompetenz zu bewerten, sowie dass Bewertungen aus dem Kontext gerissen und eher bei negativen Behandlungserfahrungen erfolgen.

Diskussion: Trotz einer kritischen Distanz hegen viele Hausärzt*innen keinen Zweifel, dass Bewertungsportale relevant für die Patient*innenversorgung sind. Zudem sehen insbesondere jüngere Ärzt*innen Vorzüge in solchen Angeboten, etwa als Instrumente des Praxis-Marketings, aber auch zur bedarfsorientierten Verbesserung der eigenen Praxis. Der Akzeptanz und Nutzung von Arztbewertungsportalen durch Hausärzt*innen stehen Zweifel an der Seriosität und Verlässlichkeit dieser Webseiten entgegen. Entsprechend sollten Arztbewertungsportale dahingehend weiterentwickelt werden, dass sie grundlegenden Qualitätsstandards entsprechen. Dadurch wären authentische, kontextbezogene Patient*innenberichte besser möglich, und solche Portale würden mehr Akzeptanz vonseiten der Ärzt*innen erhalten.

Implikation für die Versorgung: Arztbewertungsportale greifen indirekt in Versorgungsprozesse ein. Sie sollten dahingehend weiterentwickelt werden, dass Manipulationen, Diffamierungen und unqualifizierte Kommentare möglichst vermieden werden. Hierzu unterbreiten die Autoren einen konkreten Vorschlag.