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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Die generalistische Pflegeausbildung – eine Standortbestimmung aus der Perspektive von ausbildenden Akteuren und Auszubildenden

Meeting Abstract

  • Elena Tsarouha - Hochschule Esslingen, Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Esslingen am Neckar, Deutschland
  • Daniel Großmann - Katholische Stiftungshochschule München, München, Deutschland
  • Markus Wochnik - Forschungsinstitut Betriebliche Bildung, Berlin, Deutschland
  • Antje Krause-Zenß - Forschungsinstitut Betriebliche Bildung, Magdeburg, Deutschland
  • Kristina Greißl - Hochschule Esslingen, Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Esslingen am Neckar, Deutschland
  • Karin Reiber - Hochschule Esslingen, Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Esslingen am Neckar, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf030

doi: 10.3205/23dkvf030, urn:nbn:de:0183-23dkvf0303

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Tsarouha et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Das Pflegeberufegesetz ist 2020 in Kraft getreten und im Zuge seiner Umsetzung ist die Pflegeausbildung seit drei Jahren generalistisch angelegt. Generalistisch ausgebildete Pflegefachkräfte sollen Menschen jeden Alters versorgen und in allen Versorgungsbereichen arbeiten können.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Der Vortrag präsentiert eine Momentaufnahme des sich derzeit vollziehenden Veränderungsprozesses der Pflegeausbildung. Grundlage dafür sind empirische Befunde zu Erfahrungen mit und Erwartungen an die Ausbildung aus der Perspektive Ausbildender und Auszubildender. Die vortragsleitende Frage lautet: Inwiefern kann die generalistische Pflegeausbildung dazu beitragen, die zukünftigen Fachkräfte auf die beruflichen Anforderungen in den verschiedenen Versorgungsbereichen vorzubereiten?

Methode: Im Rahmen der dreijährigen Begleitforschung des Veränderungsprozesses zur Einführung der neuen Pflegeausbildungen werden im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung qualitative Interviews mit verschiedenen Akteuren der generalistischen Pflegeausbildung in Deutschland durchgeführt. Der Vortrag basiert auf einer Schwerpunktbefragung mit 80 leitfadengestützten Interviews, die aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch in Anlehnung an Mayring ausgewertet wurden. Zusätzlich wird in einer längsschnittlichen Online-Befragung über den Zeitraum von drei Jahren die Sicht von Auszubildenden erhoben. Aus der 2. Befragungswelle liegen von n = 851 Auszubildenden Angaben u.a. zu der Vorbereitung auf verschiedene Pflegesektoren vor.

Ergebnisse: Die generalistische Pflegeausbildung ermöglicht aufgrund der Ausbildungsstruktur unterschiedliche Ausbildungsverläufe und Schwerpunktsetzungen. Vor diesem Hintergrund werden Erwartungen von Ausbildenden mit Blick auf Implikationen für die Versorgung dargelegt. Während die Generalistik für die stationäre Langzeitpflege tendenziell als qualitative Aufwertung wahrgenommen wird, bestehen bei der Kinderkrankenpflege vielerorts Sorgen hinsichtlich der zukünftigen Versorgungsqualität. Die Auszubildenden fühlen sich auf die Akut- und Langzeitpflege überwiegend gut vorbereitet und geben mit Blick auf die pädiatrische Pflege deutliche Unsicherheiten an.

Diskussion: Ausbildende sehen im generalistischen Abschluss strukturelle Nachteile bei der Gewinnung von Pflegenden für die Langzeitpflege. Mit Blick auf eine generalistische Pflegekompetenz der AbsolventInnen, zeigen sie sich skeptisch. Die Auzubildenden nehmen den generalistischen Abschluss als Erweiterung Ihrer beruflichen Möglichkeiten grundsätzlich positiv wahr. Dennoch fühlen sie sich insbesondere für die Kinderkrankenpflege nicht ausreichend vorbereitet.

Implikation für die Versorgung: Die Wirkungen der generalistischen Ausbildung auf die pflegerische Versorgung lässt sich derzeit noch nicht absehen. Die Wahrnehmung der Akteure kann jedoch wichtige Hinweise geben, welche Aspekte in diesem umfangreichen Transformationsprozess im Blick zu halten sind, um ggf. frühzeitig gegensteuern zu können.