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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Ist die Versorgungsforschung theoriefern? Eine Auswertung von Abstracts des Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung der Jahre 2019–2022

Meeting Abstract

  • Walter Baumann - Bad Vilbel, Deutschland
  • Helge Schnack - Abteilung Organisationsbezogene Versorgungsforschung, Department für Versorgungsforschung, Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
  • Johanna Sophie Lubasch - Oldenburger Forschungsnetzwerk Notfall- und Intensivmedizin (OFNI), Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
  • Johannes Deutschbein - Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Christoph Ohneberg - Fakultät für Soziale Arbeit, Bereich Pflegewissenschaft, Katholische Universität Eichstätt, Ingolstadt, Deutschland
  • Marlena van Munster - Klinik für Neurologie, Fachbereich Medizin, Philipps Universität, Marburg; Institut für Allgemeinmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Larissa Burggraf - Institut für Humanwissenschaften, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Gmünd, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf052

doi: 10.3205/23dkvf052, urn:nbn:de:0183-23dkvf0525

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Baumann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Theoriearbeit soll u.a. den Forschungsprozess anleiten, Reflexion auf latente Annahmen ermöglichen und Transparenz über das Vorgehen schaffen. Die DNVF-Arbeitsgruppe „Theorien in der Versorgungsforschung“ hat zum Deutschen Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) 2022 Kongress-Abstracts der Jahre 2019-2021 auf ihren Theoriebezug hin ausgewertet. Die Bewertung ergab einen stabilen Anteil von 9-12% aller Abstracts, denen aufgrund der Ausführungen im Abstract ein Theoriebezug in der dahinterstehenden Studie zugeschrieben wurde. Die AG hat ihren Prüfungsansatz jetzt auch auf die Abstracts des DKVF 2022 angewendet.

Fragestellung und Zielsetzung: Auf der Grundlage einer systematischen Auswertung sollen die Abstracts des DKVF der Jahre 2019-2022 dahingehend bewertet werden, in wie weit von einem Theoriebezug der wissenschaftlichen Arbeit ausgegangen werden kann.

Methode: Datengrundlage sind alle Abstracts der DKVF 2019 bis 2022, die aus dem German Medical Science-Portal heruntergeladen wurden. Dabei wurden die folgenden Suchbegriffe für alle Textfelder in „oder“-Verknüpfung verwendet: „Theorie“, „Modell“, „Ansatz“ oder „Framework“, in deutscher/englischer Schreibweise (inkl. Wortverbindungen). Die Treffer wurden von den AG-Mitgliedern zunächst unabhängig voneinander bewertet und jene Abstracts ausgeschlossen, die nach der übereinstimmenden Einschätzung keinen Hinweis auf eine Theoriebindung des Beitrags enthielten. Neben der deskriptiven Auswertung der Abstracts wurden Studientyp und -ziel, Theorietyp sowie Theoriefunktion bestimmt.

Ergebnisse: Zum DKVF 2022 wurden 484 Abstracts eingereicht, von denen 57 Abstracts nach der Bewertung der AG einen Theoriebezug aufwiesen. Eine zusätzliche manuelle Stichprobenprüfung unter den 278 nicht selektierten Abstracts bestätigte die Zuverlässigkeit der vorangegangenen Datenbankabfrage. Die Auswertung der Abstracts des DKVF 2022 erbrachte keine Verschiebungen in der Zahl bzw. den Anteilen von eingereichten Beiträgen mit Theoriebezug. Mit 11,8% aller eingereichten Abstracts beim DKVF 2022 ist die Quote der Beiträge mit Theoriebezug nahezu identisch mit den Ergebnissen der Vorjahre. Obwohl der Anteil an quantitativen Studien mit Theoriebezug im Vergleich zu den Jahren zuvor angestiegen ist, weisen qualitative Studien nach wie vor häufiger einen Theoriebezug auf.

Diskussion: Die Ergebnisse bestätigen die in den Vorjahren vorgenommenen Bewertungen. Trotz der deutlichen Ausrichtung des DKVF 2022 auf Theoriebezüge und Theoriefundierung in der Versorgungsforschung hat sich dies nicht in den eingereichten Abstracts niedergeschlagen. Die Förderung der theoretischen Fundierung der Versorgungsforschung und die Berücksichtigung von Theorien in den Studien bleibt weiter eine wichtige Herausforderung für das DNVF.

Implikation für die Forschung: Theoriebezug und Ausweisung von Theorieanteilen sollten in wissenschaftlichen Kongressbeiträgen bei der Einwerbung zum DKVF zukünftig nachdrücklich gefördert und gefordert werden.