gms | German Medical Science

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Ethische Aspekte der Risikoprädiktion im Kontext von Alzheimer-Demenz – ein Mixed-Methods-Ansatz

Meeting Abstract

  • Constanze Hübner - Center for Life Ethics/Hertz Chair TRA 4, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • Annika Baumeister - Center for Life Ethics/Hertz Chair TRA 4, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • Michelle Gerards - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Julia Wittrock - Center for Life Ethics/Hertz Chair TRA 4, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • Yahveth Cantero-Fortiz - Ace Alzheimer Center Barcelona, Universitat Internacional de Catalunya, Barcelona, Spanien
  • Federica Ribaldi - Geneva Memory Center, Department of Rehabilitation and Geriatrics, Geneva University Hospitals Geneva, Genf, Schweiz
  • Mercè Boada - Ace Alzheimer Center Barcelona, Universitat Internacional de Catalunya, Barcelona, Spanien
  • Giovanni Frisoni - Geneva Memory Center, Department of Rehabilitation and Geriatrics, Geneva University Hospitals Geneva, Genf, Schweiz
  • Frank Jessen - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Ayda Rostamzadeh - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Björn Schmitz-Luhn - Center for Life Ethics/Hertz Chair TRA 4, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • Carolin Schwegler - Philosophische Fakultät, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Christiane Woopen - Center for Life Ethics/Hertz Chair TRA 4, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf085

doi: 10.3205/23dkvf085, urn:nbn:de:0183-23dkvf0853

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Hübner et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Im Bereich der Alzheimer-Demenz (ADz) werden die Möglichkeiten zur Risikoprädiktion durch technische und biomedizinische Entwicklungen immer besser, bergen jedoch auch ethische Herausforderungen. Solche Verfahren geben Aufschluss über das Risiko, im Lebensverlauf an ADz zu erkranken und sind zukünftig vielleicht auch für gesunde Personen zugänglich. Die individuellen Einstellungen und Bedürfnisse hinsichtlich Risikoprädiktion können sich unterscheiden. Das betrifft sowohl die Entscheidung über die Inanspruchnahme von Risikoprädiktion als auch die Art der Kommunikation und den Umgang mit der Risikoinformation. Es gibt dazu bislang keine ausreichende empirische Evidenz, gleichwohl sind diese Aspekte für die Versorgung von Patient:innen von großer Bedeutung.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel des Forschungsprojekts PreTAD ist es, in einem Mixed-Methods-Ansatz ethische, klinische, linguistische und rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit der Risikoprädiktion von ADz zu analysieren und aus den gewonnenen Erkenntnissen eine empirisch fundierte Basis für die Versorgungspraxis zu entwickeln.

Methode: Im ethischen Teilprojekt sollen N=1.800 Personen der Allgemeinbevölkerung (Deutschland, Spanien, Schweiz) an einer Online-Umfrage teilnehmen. In dem Fragebogen werden u.a. Einstellungen und Bedürfnisse zur Risikoprädiktion der ADz sowie Persönlichkeitsmerkmale erhoben und statistisch ausgewertet. Außerdem werden N=40 qualitative Interviews mit folgenden Gruppen geführt: (a) Personen ohne Vorerfahrung mit ADz, (b) Angehörige ersten Grades von Personen mit ADz, (c) Personen, bei denen eine subjektive kognitive Einschränkung diagnostiziert wurde. Das Interviewdesign orientiert sich an drei Themen: individuelle Erfahrungen und Einstellungen, Zugang und Bedürfnisse, Assoziationen zu Gesundheit, Krankheit und Risiko. Die Daten der Interviews werden u.a. aus ethischer Perspektive analysiert und mit Fragebogendaten trianguliert.

Ergebnisse: Durch den Mixed-Methods-Ansatz in der Pilotphase (quantitativ N=25; qualitativ N=8) zeigt sich ein breites Spektrum an Einstellungen und Bedürfnissen zur Risikoprädiktion einer ADz. Zudem erbringt dieser Ansatz spezifische Einsichten zum Entscheidungsverhalten der verschiedenen Gruppen (a-c).

Diskussion: Mixed-Methods-Erhebungen können wichtige Erkenntnisse für eine ethisch angemessene Gestaltung der ADz-Risikoprädiktion generieren. Besonders die Triangulation von Daten aus unterschiedlichen Methoden kann facettenreiche Einblicke zu ethischen Aspekten der ADz-Risikoprädiktion bieten.

Implikation für die Forschung: Durch Mixed-Methods-Designs können Erkenntnisse auf breiter und individueller Ebene fruchtbar miteinander kombiniert werden und so helfen, Evidenzlücken zu ethischen Aspekten im Zusammenhang mit der ADz-Risikoprädiktion zu schließen. Überdies können sie Anknüpfungspunkte für die methodische Weiterentwicklung zukünftiger Studien in diesem Kontext liefern.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; 01GP2123A