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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Relevanz und aktuelle Umsetzung von Dimensionen von Personenzentrierung in der psychosozialen und medizinischen Versorgung bei unbeabsichtigter Schwangerschaft in Deutschland: Die Perspektive von Beratenden und Gynäkolog:innen

Meeting Abstract

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  • Anja Lindig - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Stefanie Heger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Jördis Zill - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf093

doi: 10.3205/23dkvf093, urn:nbn:de:0183-23dkvf0935

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Lindig et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Personenzentrierung (PZ) ist ein Grundprinzip der Gesundheitsversorgung in Deutschland. PZ stellt die Präferenzen, Bedarfe und Werte der Individuen in den Mittelpunkt. Unbeabsichtigt Schwangere mit dem Wunsch, die Schwangerschaft abzubrechen, werden in der Versorgung mit gesetzlichen Regelungen, Stigmatisierungen sowie ethischer und moralischer Bedenken von Behandelnden konfrontiert. In Deutschland ist die Umsetzung von PZ in der Versorgung von unbeabsichtigt Schwangeren bisher kaum erforscht.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieser Studie war die Evaluation von Relevanz und aktueller Umsetzung von Dimensionen der PZ in der psychosozialen und medizinischen Versorgung von unbeabsichtigt Schwangeren mit dem Wunsch, die Schwangerschaft abzubrechen, aus der Perspektive von Expert:innen (Beratende und Gynäkolog:innen).

Methode: Expert:innen, die in der medizinischen und psychosozialen Versorgung unbeabsichtigt Schwangerer tätig sind, haben jeweils an einem von zwei Online-Workshops teilgenommen. Basierend auf den 16 Dimensionen des Integrativen Modells der PZ fanden teilstrukturierte Diskussionen statt. Audioaufnahmen der Workshops wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Dafür wurden deduktive Kategorien basierend auf dem Integrativen Modell der PZ gebildet und mit induktiven Kategorien ergänzt. Zusätzlich bewerteten die Expert:innen die Dimensionen in einem Online-Fragebogen bezüglich Relevanz und aktueller Umsetzung. Der Online-Fragebogen wurde mittels deskriptiver Statistik ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 18 Expert:innen (zehn Beratende und acht Gnyäkolog:innen) an den Workshops teil. Die Dimensionen „Zugang zur Versorgung“, „Personenzentrierte Eigenschaften der Beratenden/Behandelnden“ und „Persönlich zugeschnittene Informationen“ wurden am meisten diskutiert. Elf induktive Kategorien inklusive „Stigmatisierung in der Versorgung“ und „Manipulation in der Versorgung“ wurden identifiziert. Im Online-Fragebogen wurden 15 der 16 Dimensionen als hochrelevant aber wenig umgesetzt bewertet.

Diskussion: Die meisten Dimensionen von PZ werden als hochrelevant für die Versorgung unbeabsichtigt Schwangerer bewertet. Eine qualitativ hochwertige Versorgung, insbesondere beim Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch, ist jedoch in Deutschland unter anderem durch Hürden im Zugang zu Informationen und einem Mangel an Gynäkolog:innen, die Abbrüche durchführen, sowie Vorbehalte von Behandelnden und Stigmatisierung limitiert.

Implikation für die Versorgung: Unbeabsichtigt Schwangeren mit dem Wunsch, die Schwangerschaft abzubrechen, sollte flächendeckend ein uneingeschränkter Zugang zu einer personenzentrierten Versorgung gewährleistet werden. Entsprechend der WHO Leitlinie zu Schwangerschaftsabbrüchen sollten auch in Deutschland Versorgungsstrukturen geschaffen werden, die Schwangerschaftsabbrüche als Teil der allgemeinen Gesundheitsversorgung ermöglichen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); ZMVI1-2520FSB113