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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

PriVileG-M Umsetzbarkeit der Telemedizin für psychisch labile Schwangere und junge Mütter

Meeting Abstract

  • Simone Gloystein - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Ulrike Stentzel - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Stefanie Pfitzner - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Alexandra Neumann - Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management, Neubrandenburg, Deutschland
  • Bedriska Bethke - Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management, Neubrandenburg, Deutschland
  • Klara Greffin - Universität Greifswald, Institut für Psychologie, Greifswald, Deutschland
  • Holger Mühlan - Universität Greifswald, Institut für Psychologie, Greifswald, Deutschland
  • Silke Schmidt - Universität Greifswald, Institut für Psychologie, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Universität Greifswald, Institut für Psychologie, Greifswald, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf113

doi: 10.3205/23dkvf113, urn:nbn:de:0183-23dkvf1133

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Gloystein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Um die Bindungsfähigkeit sowie die Sensitivität gegenüber den Bedürfnissen von Säuglingen zu erhöhen, wurden psychisch labilen werdenden Müttern im Rahmen des Projektes PriVileG-M Maßnahmen zur Verminderung von psychischem Stress angeboten. Zu den diagnostizierten behandlungsbedürftigen psychischen Störungen gehören vor allem Angst-, depressive – und Persönlichkeitsstörungen. Nach der Psychotherapie wurde zur Verstetigung der Therapieerfolge ein telemedizinisches Versorgungskonzept implementiert.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie können Erfolge, die bei psychisch labilen Schwangeren bzw. jungen Müttern mit einer individualisierten Psychotherapie erzielt wurden, mit einer sich daran anschließenden telemedizinischen Betreuung aufrecht erhalten bzw. verstetigt werden? Welche Faktoren beeinflussen eine erfolgreiche Umsetzung der Telemedizin (TM) in diesem Setting?

Methode: Das PriVileG-M-Projekt lief von Okt. 2018 bis Jun. 2022 als randomisiert kontrollierte Interventionsstudie. Als Intervention wurde psychisch belasteten Schwangeren bzw. jungen Müttern eine individualisierte Psychotherapie für ca. 10 Monate, bis maximal 26 Wochen postpartal, angeboten. Zur Stabilisierung und Verstetigung der während der Psychotherapie erzielten Erfolge erhielten die Frauen der Interventionsgruppe für weitere 6 Monate (zu 8 zeitlich definierten Terminen), bis maximal 52 Wochen postpartal, eine telemedizinische Betreuung, die nach entsprechender Überleitung an die Psychotherapie inhaltlich anschloss. Neben den leitfadengestützten und teilstrukturierten Telefonkontakten wurden den Probandinnen (Prob.) zusätzlich wöchentlich Kurznachrichten gesandt. Die Einschätzung des Erfolges der TM für die spezielle Patientengruppe wurde mit quantitativen und qualitativen Methoden vorgenommen.

Ergebnisse: 25 Prob. (MW_Alter 31,24 J.; SD=5,28) erhielten zunächst die psychotherapeutische Intervention und davon haben 15 Prob. die TM als weitere Intervention im Anschluss durchlaufen. Es zeigte sich keine Stabilisierung bzw. Aufrechterhaltung der Erfolge der Psychotherapie. Die telemedizinische Intervention hat im Vergleich zur Psychotherapie (face-to-face) eine weniger hohe Akzeptanz und Wertschätzung durch die Prob. erfahren. Es konnten Faktoren herausgestellt werden, die für eine gute Umsetzung der TM hinderlich waren und es wurde eine Empfehlung erarbeitet, die einen erfolgreichen Einsatz der TM als Ergänzung zur Psychotherapie bei der untersuchten Patientenklientel ermöglicht. Das Gelingen des Übergangs von der Psychotherapie (face-to-face) zur telemedizinischen Therapie ist sehr stark abhängig von der Qualität der Überleitung zwischen den zwei Therapiemethoden.

Diskussion: Die TM ist auch für die untersuchte Patientengruppe ein probater Ansatz, um Therapieerfolge zu verstetigen. Ein Schlüssel dafür liegt in der Vertrauensbildung.

Implikation für die Versorgung: Die telemedizinische Betreuung dieser besonders sensiblen Patientengruppe im Anschluss an einer psychotherapeutischen face-to-face Behandlung ist unter Berücksichtigung bestimmter Voraussetzungen und abgeleiteter Empfehlungen sowohl machbar als auch zielführend.

Förderung: Sonstige Förderung; Bundesland Mecklenburg-Vorpommern