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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Prävalenz von Harnblasendauerkathetern bei Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen: Eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

  • Jonas Czwikla - Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Bremen, Deutschland; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Kathrin Wandscher - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Jasmin Helbach - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Alexander Maximilian Fassmer - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Guido Schmiemann - Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen, Deutschland
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf125

doi: 10.3205/23dkvf125, urn:nbn:de:0183-23dkvf1259

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Czwikla et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Pflegebedürftige in Pflegeheimen sind eine vulnerable Gruppe mit hohem medizinischen Versorgungsbedarf – unter anderem tragen sie häufig dauerhaft einen Harnblasenkatheter. Die Häufigkeit von Dauerkathetern in Pflegeheimen wurde allerdings noch nicht systematisch untersucht.

Fragestellung und Zielsetzung: Das primäre Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit war es, die Prävalenz von Dauerkathetern bei Pflegebedürftigen in Pflegeheimen zu untersuchen. Sekundäre Ziele bestanden darin, zu eruieren, ob die Katheterprävalenz nach Geschlecht, Alter und Katheterart variiert. Weitere sekundäre Ziele lagen darin, die Liegedauer und Wechselintervalle von Kathetern sowie Katheter-assoziierte Harnwegsinfekte zu untersuchen.

Methode: Die systematische Übersichtsarbeit wurde prospektiv registriert (PROSPERO CRD42022354358). In den Literaturdatenbanken MEDLINE (über Pubmed), CINAHL und EMBASE wurden bis zum 09.08.2022 erschienene Publikationen identifiziert, in denen die Prävalenz von Dauerkathetern bei Pflegebedürftigen in Pflegeheimen berichtet wird. Neben Querschnittstudien wurden Längsschnittstudien, in denen die Katheterprävalenz im Querschnitt berichtet wird, berücksichtigt. Die Studien wurden deskriptiv zusammengefasst und hinsichtlich ihrer Qualität mithilfe einer etablierten Checkliste [1] bewertet.

Ergebnisse: Es wurden 67 Studien eingeschlossen. Die mediane Katheterprävalenz beträgt 7,3% (Interquartilsabstand 4,3–10,1%; n=65 Studien). In Deutschland (10,2% [9,7–12,8%]; n=15) ist sie höher als in den USA (9,3% [6,3–11,9%]; n=9), im Vereinigten Königreich (6,9% [4,8–8,5%]; n=7) und in Schweden (7,3% [6,4–7,9%]; n=6). Darüber hinaus ist die mediane Katheterprävalenz bei Männern (17,0% [16,0–26,0%]) höher als bei Frauen (5,3% [4,0–9,5%]) (n=9). Unterschiede nach Alter wurden in nur einer Studie untersucht, in der die Prävalenz bei 65-74-Jährigen höher ist als bei Älteren. Für transurethrale Katheter ist die mediane Prävalenz höher als für suprapubische Katheter (5,7% [5,6–7,2%]; n=12 vs. 1,2% [0,6–2,5%]; n=13). Die Liegedauer von Dauerkathetern beträgt häufig mehrere Monate bis Jahre (n=6) und Katheterwechsel finden meistens innerhalb von 3 Monaten statt (n=2). Symptomatische Harnwegsinfekte werden heterogen definiert und kommen bei katheterisierten im Vergleich zu nichtkatheterisierten Personen häufiger vor (n=4).

Diskussion: Die Katheterprävalenz bei Pflegebedürftigen in Pflegeheimen variiert nach Studien und Ländern, wobei zahlreiche deutsche Studien verfügbar sind und international betrachtet die Prävalenzen in Deutschland vergleichsweise hoch liegen. Unterschiede in der Katheterprävalenz nach Geschlecht, Alter und Katheterart sowie die Liegedauer und Wechselintervalle von Kathetern werden selten berichtet, da der Fokus der meisten Studien nicht auf Kathetern lag, deren Häufigkeit jedoch mitberichtet wird.

Implikation: Zukünftige Studien aus Deutschland sollten Gründe für die vergleichsweise häufige Nutzung von Dauerkathetern in Pflegeheimen inklusive deren Bedarfsgerechtigkeit untersuchen.


Literatur

1.
Munn Z, Moola S, Lisy K, Riitano D, Tufanaru C. Methodological guidance for systematic reviews of observational epidemiological studies reporting prevalence and cumulative incidence data. Int J Evid Based Healthc. 2015 Sep;13(3):147-53. DOI: 10.1097/XEB.0000000000000054 Externer Link