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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Diversitätssensible, aufsuchende gesundheitsbezogene Beratung und Versorgung im Alter

Meeting Abstract

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  • Marie-Luise Posselt - Alice Salomon Hochschule Berlin, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf187

doi: 10.3205/23dkvf187, urn:nbn:de:0183-23dkvf1877

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Posselt.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Stetige sozio-kulturelle Ausdifferenzierungen, heterogene Biografien, Lebensentwürfe und Bedürfnisse fordern eine klient*innenzentrierte Gesundheitsversorgung. Soziale Ungleichverteilung aber vor allem institutionelle sowie interpersonale Diskriminierung wirken sich auf die Zugangsmöglichkeiten, das Inanspruchnahmeverhalten sowie die Qualität der Versorgungsleistungen aus (Brand [1]). Auch die niedrigschwelligen Beratungsprojekte der präventiven Hausbesuche weisen geringe Teilnahmeraten von Vertreter*innen unterrepräsentierter Gruppen, wie Menschen mit Migrationshintergrund oder der LGBTQIA*-Community, auf (SenGPG [2]).

Fragestellung und Zielsetzung: Welche handlungsrelevanten Faktoren und Perspektiven zeigen die Gesundheitslots*innen für die Gestaltung des Zugangs sowie eine nachhaltige und diversitätssensible Beratung auf? Ziel ist das Erkennen von Exklusions- und Inklusionsprozessen sowie von Optionen zur Bewältigung von Interaktionsbarrieren.

Methode: Qualitatives Studiendesign.

Erhebungsmethode: Leitfadengestützte halbstandardisierte Expert*inneninterviews nach Meuser und Nagel [3] mit 9 Teilnehmenden aus 6 verschiedenen Projekten.

Datenauswertung: Qualitative, inhaltlich zusammenfassende und strukturierende Inhaltsanalyse nach Mayring [4].

Ergebnisse: Freie Gestaltungsmöglichkeiten ermöglichen eine flexible Zugangsgestaltung. Bestimmte aktuelle gesellschaftliche Probleme und Trends werden von den Expert*innen wahrgenommen. Migrationsspezifische sowie geschlechter- und genderbezogene Aspekte werden nicht oder nur wenig mit in die Planung und Umsetzungsphasen aufgenommen. Unsicherheiten und eine geringe Diversitätssensibilität verhindern die Zugangsgestaltung für bestimmte Teilzielgruppen und ganzheitliche Beratungsansätze.

Diskussion: Bei Projektkonzeptionen, bei denen die professionell Tätigen die Zielgruppen sowie deren Bedarfe definieren, wird oft unterschätzt, dass die gewählten Rahmenbedingungen bestimmte Personen ausschließen oder die Interessen der gewünschten Empfänger*innen nicht berücksichtigen. Die diversitätssensible Öffnung muss verstärkt weitergeführt werden.

Implikation für die Versorgung: Ältere Menschen sollten in alle Phasen der Projekte umfassende Beteiligungsmöglichkeiten erhalten. Berater*innen-Tandems, Kooperationen, Netzwerke und Schulungen fördern Lernprozesse.


Literatur

1.
Brand T. Dimensionen gesundheitlicher Ungleichheit. In: Haring R, Hrsg. Gesundheitswissenschaften. 2. Aufl. Berlin: Springer-Verlag; 2021. pp. 501-12.
2.
SenGPG (Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Berliner Hausbesuch. Eine berlinspezifische Konzeption Präventiver Hausbesuche. 2021 [Abgerufen am 12.03.2023]. Verfügbar unter: https://www.berlin.de/sen/pflege/grundlagen/80plus/aktuelles/ Externer Link
3.
Meuser M, Nagel U. Das Experteninterview: Konzeptionelle Grundlagen und methodische Anlage. In: Pickel S, Pickel G, Lauth HJ, Jahn D, Hrsg. Methoden der vergleichenden Politik-und Sozialwissenschaft: Neue Entwicklungen und Anwendungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2009. pp. 465-79. DOI: 10.1007/978-3-531-91826-6_23 Externer Link
4.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 13. Aufl. Weinheim: Beltz; 2022.