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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Gefährdung von Bewohner:innen und Personal in Private-Equity-Pflegeheimen während der COVID-19-Pandemie

Meeting Abstract

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  • Janis Evers - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg
  • Max Geraedts - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf194

doi: 10.3205/23dkvf194, urn:nbn:de:0183-23dkvf1946

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Evers et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Private Equity Firmen (PEF) im Pflegesektor zielen darauf ab, die Rentabilität von Pflegeeinrichtungen zu steigern, indem Sachkosten eingespart und weniger qualifiziertes Personal in diesen Einrichtungen eingesetzt wird. PEF betriebene Pflegeheime stellen die stärkste Form der Profitorientierung im Pflegesektor dar. Aus Deutschland liegt keine empirische Forschung zum Zusammenhang von Private Equity und der Leistung von Pflegeheimen während der COVID-19-Pandemie vor.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Waren die höheren Gewinnabsichten von PEF geführten Pflegeheimen mit schlechteren Ergebnissen beim Schutz von Bewohnern und Personal während der COVID-19-Pandemie assoziiert?

Methode: 16 von PEF geführte Einrichtungen in Hessen wurden auf der Grundlage der Bevölkerungsdichte und der Anzahl der Betten mit 16 nicht von PEF geführten Einrichtungen mittels propensity-score-matching (PSM) verbunden. Für den Zeitraum vom 20.03.2020 bis 05.01.2022 lagen Daten der hessischen Betreuungs- und Pflegeaufsicht zur Anzahl und Dauer der Infektionsausbrüche, zum Anteil infizierter Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen sowie Todesfällen vor. Durch logistische Regressionen, wurde die Odds Ratios (OR) dieser abhängigen Variablen für eine über dem Median liegende Ausprägung der unabhängigen Variablen PEF-Status, Anzahl der Betten, Anteil der Einzelzimmer, Fachkraftquote sowie Zuzahlungen berechnet.

Ergebnisse: In PEF-Einrichtungen war die Anzahl an Ausbrüchen geringer, jedoch dauerten die Ausbrüche unter den Bewohner:innen länger und umfassten mehr Personen. Der Anteil verstorbener Bewohner:innen war deutlich erhöht. Die Odds Ratio des Ergebnisses „Infektionen und Todesfälle“ betrugen bei PEF-Einrichtungen im Vergleich zu den übrigen Heimen 5,38 (p<.05).

Diskussion: PEF-geführte Pflegeeinrichtungen scheinen eine Gefahr für Bewohner:innen unter Pandemiebedingungen darzustellen. Da die Einrichtungen nicht nur bezüglich der Parameter im PSM ähnlich waren, sondern auch im Hinblick auf den Anteil an Einbettzimmern und der Fachkraftquote, lassen sich die Unterschiede nicht durch die routinemäßig erhobenen Daten erklären, sondern liegen tiefer in der Struktur der von PEF geführten Einrichtungen.

Implikation für die Versorgung: Um Gefahren für Bewohner:innen, Angehörige und Personal während Pandemien zu reduzieren, sind regelmäßige Kontrollen von PEF-Pflegeheimen zur Einhaltung von behördlichen Anordnungen erforderlich. Private Equity geführte Einrichtungen sollten für Bewohner:innen und Angehörige als solche kenntlich gemacht werden.