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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Qualitative Bedürfniserhebung schwer ME/CFS betroffener Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener

Meeting Abstract

  • Sandra Mayer-Huber - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC), München, Deutschland
  • Alissa Kircher - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC), München, Deutschland
  • Maria Eberhartinger - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC), München, Deutschland
  • Caroline Jung-Sievers - Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, LMU München, München, Deutschland
  • Gerd Schulte-Körne - Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, München, Deutschland
  • Silvia Stojanov - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC), München, Deutschland
  • Uta Behrends - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC), München, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf210

doi: 10.3205/23dkvf210, urn:nbn:de:0183-23dkvf2101

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Mayer-Huber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Expert*innen gehen davon aus, dass in den USA ca. 1.5 Millionen Personen von ME/CFS, also dem chronischen Fatigue Syndrom (CFS) oder auch Myalgische Enzephalomyelitis (ME) betroffen sind [1]. Die Patient*innen leiden unter geistiger und/oder körperlicher Erschöpfung (Fatigue), Zustandsverschlechterung nach Belastung (post-exertionelle Malaise, PEM), Schlafstörungen, Schmerzen u. v. m. [2]. Insbesondere für haus- oder bettgebundene ME/CFS-Betroffene zeigen sich bedrohliche Versorgungslücken. Besuche bei Haus- oder Facharztpraxen stellen für diese Patient*innen eine übermäßige Belastung dar und können zu einer PEM führen.

Zielsetzung: Vorliegendes Ziel ist es, die Bedürfnisse der schwer betroffenen Patient*innen einer pädiatrischen Spezialambulanz für ME/CFS bezüglich der Aktivitätsbereiche soziale Kontakte, Selbstversorgung, Schule/Ausbildung/Studium, geistige sowie körperliche Aktivitäten herauszuarbeiten, um daraus bedarfsgerechte Versorgungsstrukturen entwickeln zu können.

Methode: Mittels Fokusgruppen wurden die aufgeführten Themenbereiche diskutiert. Für Betroffene, die sich eine Teilnahme nicht zutrauten, wurde eine Adaption der Diary Method entsprechend der Empfehlungen von Baxter zum Einbezug schwerst von ME/CFS Betroffener angeboten [3]. Die Verknüpfung und Verdichtung der Ergebnisse erfolgt entsprechend der Thematic Analysis von Clarke und Braun (2021).

Ergebnisse: Es wurden fünf Fokusgruppen mit jeweils bis zu fünf Teilnehmenden via Videokonferenz durchgeführt. Für acht Patient*innen war eine Teilnahme an den Fokusgruppen zu anspruchsvoll, weshalb ihnen die niedrigschwelligere Methodik angeboten wurde. Die Verdichtung der Ergebnisse zu Bedürfniskategorien erfolgt von April bis Juli 2023 unter Verwendung eines selbstentwickelten theoretischen Bezugsrahmens, angelehnt an Maslow [4].

Diskussion: Im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geförderten Forschungsprojekt „MECFS Kids Bavaria“ sollen bis Ende 2023 Konzepte zur Schließung der massiven Versorgungslücke für hausgebundene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit ME/CFS entstehen. Mit den vorliegenden Ergebnissen ist die Basis für derartige Konzeptionierungen gelegt.

Implikation für die Versorgung: Wie auch im Rahmen dieses Forschungsprojekts wieder ersichtlich wurde, sind selbst 30-minütige Fokusgruppendiskussionen für die Zielgruppe der schwerst von ME/CFS Betroffenen zu fordernd, was die Dringlichkeit einer aufsuchenden Versorgungsstruktur jenseits der herausgearbeiteten Inhalte verdeutlicht.

Förderung: Sonstige Förderung; Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege


Literatur

1.
Mirin AA, Dimmock ME, Jason LA. Updated ME/CFS prevalence estimates reflecting post-COVID increases and associated economic costs and funding implications. Fatigue. 2022;10:83–93.
2.
Renz-Polster H, Broxtermann W, Behrends U. Chronische Erschöpfung bedeutet nicht, einfach nur müde zu sein. Pädiatrie. 2022;34:26–33.
3.
Baxter H. Ensuring the Voice of the Very Severely Affected Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome Patient Is Heard in Research-A Research Model. Healthcare (Basel). 2022 Jul 10;10(7):1278. DOI: 10.3390/healthcare10071278 Externer Link
4.
Maslow AH. Preface to motivation theory. Psychosomatic medicine. 1943.