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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Bedarfsanalyse mit Patient:innen zu Anpassungsmaßnahmen in der haus- und fachärztlichen Versorgung an die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels

Meeting Abstract

  • Jessica Nieder - Heidelberg Institut of Global Health, Heidelberg, Deutschland
  • Claudia Quitmann - Heidelberg Institut of Global Health, Heidelberg, Deutschland
  • Alina Herrmann - Heidelberg Institut of Global Health, Heidelberg, Deutschland
  • Susann Hueber - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Jörg Lindenthal - Gesundheitsnetzes Quali-tät und Effizienz eG – QuE Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
  • Stefanie Stark - Heidelberg Institut of Global Health, Heidelberg, Deutschland
  • Merle Klanke - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Veit Wambach - Gesundheitsnetzes Quali-tät und Effizienz eG – QuE Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
  • David Shimada - Gesundheitsnetzes Quali-tät und Effizienz eG – QuE Nürnberg, Nürnberg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf219

doi: 10.3205/23dkvf219, urn:nbn:de:0183-23dkvf2196

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Nieder et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Der Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit im 21. Jahrhundert, was eine große Herausforderung für unser Gesundheitswesen darstellt. Die WHO empfiehlt daher den Anpassungsbedarf im Gesundheitswesen und Möglichkeiten zur Stärkung der Resilienz von Gesundheitssystemen zu überprüfen. Anpassungsmaßnahmen erfordern die Mitarbeit von Patient:innen. Es ist daher notwendig verschiedene Faktoren, die die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen beeinflussen zu verstehen. Die Protection Motivation Theory (PMT [1]) besagt, dass ein Verhalten zum Gesundheitsschutz durch vier Faktoren beeinflusst wird: wahrgenommene Schwere der Gesundheitsgefahr (perceived severity), eigene Vulnerabilität gegenüber dieser Gefahr (perceived vulnerability), wahrgenommene Effektivität eines protektiven Verhaltens (response efficacy) und die wahrgenommene Selbstwirksamkeit (perceived self-efficacy). In dieser Studie wird zum einen die Relevanz der PMT für protektive Verhaltensweisen zum Gesundheitsschutz in Hitzewellen getestet, zum anderen wird anhand der PMT untersucht, welche Anpassungsmaßnahmen in Arztpraxen als geeignet eingeschätzt werden.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese:

1.
Welche klimabedingten Gesundheitsrisiken nehmen Patient:innen für ihre eigene Gesundheit wahr?
2.
Welche Anpassungsmaßnahmen in Haus- und Facharztpraxen erachten Patient:innen als geeignet, um Ihre Gesundheit an heißen Tagen und in Hitzewellen zu schützen?
3.
Welche Faktoren der PMT tragen wie stark zur Vorhersage einer protektiven Verhaltensweise in Hitzewellen bei?

Methode: Es handelt sich um eine papierbasierte, anonyme Querschnittsbefragung. Befragt werden Patient:innen, die im April-Mai 2023 eine der Haus- und Facharztpraxen des Gesundheitsnetz QuE in Nürnberg aufsuchen. Die Analyse für Fragen 1-2 erfolgt vorwiegend deskriptiv. Für die 3. Frage wird anhand eines Regressionsmodells geprüft, wie gut die vier Faktoren der Protection Motivation Theory eine protektive Verhaltensweise in Hitzewellen vorhersagen.

Ergebnisse: Die erwarteten Ergebnisse werden Auskunft darüber geben, welche Bedürfnisse an die Anpassung der haus- und fachärztlichen Versorgung Patient:innen haben und welche konkreten Maßnahmen im Bereich des Hitzeschutzes sie als geeignet für den Schutz ihrer Gesundheit betrachten.

Diskussion: Ein besseres Verständnis davon, wie vulnerabel Patient:innen sich gegenüber klimabedingter Gesundheitsgefahren wahrnehmen und welche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel Patient:innen von ambulant tätigen Arztpraxen als wirksam erachten, kann zur Weiterentwicklung und Implementierung von Anpassungsmaßnahmen beitragen.

Implikation für die Versorgung: Um Gesundheit zu schützen, ist eine Anpassung der medizinischen Versorgung an den Klimawandel notwendig. Erkenntnisse der Studie können Ausgangspunkt für die Implementierung von Anpassungsmaßnahmen sein.


Literatur

1.
Rogers R. Cognitive and physiological processes in fear-based attitude change: A revised theory of protection motivation. In: Caccioppo J, Petty R, editors. Social psychophysiology: A sourcebook. New York: Guilford; 1983. p. 153–76.