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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Jährliches Vorsorgeangebot zur Früherkennung von Lungenkrebs mittels Niedrigdosis-CT bei ehemals asbeststaubexponierten Arbeitnehmenden – Evaluationskonzept und Ergebnisse aus der ersten Untersuchungsrunde

Meeting Abstract

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  • Felix Greiner - Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland
  • Helena Keller - Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland
  • Volker Harth - Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland
  • Jan Heidrich - Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf220

doi: 10.3205/23dkvf220, urn:nbn:de:0183-23dkvf2201

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Greiner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bietet ihren Versicherten unter bestimmten Voraussetzungen ein jährliches Vorsorgeangebot zur Früherkennung auf Lungenkrebs mittels Niedrigdosis-CT an. Einschlusskriterien sind ein Alter von ≥ 55 Jahren, ein Tabakkonsum von ≥ 30 Packungsjahren sowie eine berufliche Asbeststaubexposition von ≥ 10 Jahren mit Beginn vor 1985 (Kollektiv A) bzw. eine bereits anerkannte Berufskrankheit Nr. 4103 „Asbestose“ (Kollektiv B). Die gemeinsame Entscheidungsfindung bzgl. Teilnahme erfolgt bei einer obligatorischen ärztlichen Beratung im Vorfeld der CT-Untersuchung. Nach einer Pilotphase wird das Angebot seit 2017 bundesweit ausgerollt.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Forschungsvorhabens EVALUNG ist die Entwicklung und Implementierung eines Evaluationskonzeptes auf Basis der im Vorsorgeangebot anfallenden Routinedaten. Zusätzlich sollen die in Leitlinien für derartige Früherkennungsuntersuchungen geforderten Qualitätssicherungsmaßnahmen umgesetzt werden.

Methode: Das Evaluationskonzept beinhaltet quantitative und qualitative Elemente. Der quantitative Teil basiert auf anonymisierten administrativen und medizinischen Routinedaten des Vorsorgeangebotes. Nach Bewertung der Nutzbarkeit der Daten wurden für Kollektiv A erste deskriptive Analysen zu Teilnahmeraten, auffälligen CT-Befunden und entdeckten Lungenkrebsfällen durchgeführt.

Ergebnisse: Bis einschließlich 2021 erhielten 22.794 Anspruchsberechtigte mindestens einmal ein Angebot zur Teilnahme. In der ersten Untersuchungsrunde nahmen 12.808 Personen eine ärztliche Beratung in Anspruch, was in 9.277 CT-Untersuchungen resultierte. Dies entspricht 40,7% der eingeladenen bzw. 72,4% der ärztlich beratenen Personen. Insgesamt erforderten 931 CT-Befunde (10,0%) eine Kontrolluntersuchung vor Ablauf des jährlichen Untersuchungsintervalls. Es wurden 103 Fälle von Lungenkrebs (1,1%) diagnostiziert, von denen 54 die Kriterien zur Anerkennung als Berufskrankheit erfüllten. Unter Berücksichtigung von Limitationen (z.B. in Bezug auf Abklärungsdiagnostik) lassen sich mögliche Qualitätsindikatoren für das Früherkennungsangebot über den aktuellen Datensatz abbilden.

Diskussion: Eine Evaluation der Früherkennungsuntersuchung auf Lungenkrebs mittels Niedrigdosis-CT scheint auf Basis von Routinedaten der DGUV möglich. In dem hier analysierten Kollektiv ehemals asbeststaubexponierter Personen hat neben einer frühzeitigen Entdeckung von Lungenkrebs auch das Ergebnis des Berufskrankheiten-Feststellungsverfahrens eine hohe Relevanz, da den Betroffenen bei Anerkennung ein Leistungsanspruch entsteht.

Implikation für die Forschung: Das vorliegende Projekt widmet sich primär der Evidenzgenerierung in einem speziellen Kollektiv. Aktuell wird die Einführung eines Screenings auf Lungenkrebs als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung diskutiert, mit abgesehen von der beruflichen Asbeststaubexposition ähnlichen Einschlusskriterien (Tabakkonsum und Alter). Die im vorliegenden Projekt gewonnenen Erkenntnisse könnten dort zur Konzeption einer geeigneten Prozess- und Ergebnisevaluation beitragen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); DGUV-Forschungsförderung, Projekt-Nr. FF-FB 0325