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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Gesundheitsverhalten von Patienten mit chronischen Kopfschmerzen nach interdisziplinärer Behandlung – was hält im Alltag stand?

Meeting Abstract

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  • Carolin Donath - Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik – Universitätsklinikum Erlangen, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • Britta Fraunberger - Interdisziplinäres Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Erlangen, Erlangen, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf221

doi: 10.3205/23dkvf221, urn:nbn:de:0183-23dkvf2216

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Donath et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Wir wissen noch nicht, inwieweit die teilstationäre multimodale Therapie das Gesundheitsverhalten und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen chronischer Kopfschmerzpatienten langfristig im Alltag verändert.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Welche medizinischen und nicht-medizinischen Versorgungsangebote nehmen chronische Kopfschmerzpatienten ein Jahr nach multimodaler Therapie war? Welche der in der Therapie erworbenen Fertigkeiten können erfolgreich in den Alltag transferiert werden und bestehen noch nach 12 Monaten? Erwartet wird ein Zusammenhang zwischen Schmerzsymptomatik und aktiv angewendeter Schmerzmanagementfähigkeiten bei Patienten, die als erfolgreich behandelt gelten.

Methode: Routinelängsschnittdaten aus einem Erfassungszeitraum von fünf Jahren wurden ausgewertet. Patienten bekamen mehrwöchige, ganztägige, teilstationäre multimodale Schmerztherapie am Interdisziplinären Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Erlangen. Komplette Daten von 101 Kopfschmerzpatienten (Therapiebeginn und 12 Monate nach Behandlungsende) lagen vor. Als Erfolgskriterium diente das PRO: „Anzahl der Schmerztage“. Erfolg war definiert mit „Reduktion der Schmerztage“ im Vergleich zu Therapiebeginn.

Ergebnisse: Multimodal behandelte Patienten zeigten 12 Monate nach Behandlung in fünf Bereichen statistisch signifikante Veränderungen in ihrem Gesundheitsverhalten. Sie wiesen im Vergleich zur Zeit vor der Behandlung eine signifikant häufigere Ausübung von Sport auf (p < 0,001) sowie eine Zunahme bei der Anwendung von Entspannungstechniken (p < 0,001), von TENS-Geräten zur Entspannung (p = 0,008), von psychologischen Bewältigungsstrategien (p < 0,001) und von achtsamkeitsbasierten Techniken im Umgang mit Schmerz (p < 0,001). 52,8% der Stichprobe konstatierten 12 Monate nach der Behandlung eine Verringerung der Anzahl der Schmerztage. Eine binäre logistische Regression (χ2 (12) = 21,419; p = 0,045; R2 = 0,255) ergab, dass eine Verringerung der Schmerztage im Follow-Up positiv mit regelmäßiger körperlicher Aktivität in Form von Muskelkräftigung und Dehnung assoziiert war (p = 0,012).

Diskussion: Chronische Kopfschmerzpatienten erwarben durch eine interdisziplinäre Behandlung langfristige Fähigkeiten in Bezug auf Entspannungsverfahren, auf Anwendung psychologischer Bewältigungsstrategien und auf körperliche Aktivität. Regelmäßige sportliche Betätigung war langfristig positiv mit einer geringeren Anzahl von Schmerztagen assoziiert.

Implikation für die Versorgung: Ein Modul zur körperlichen Aktivität sollte zwingender Bestandteil der interdisziplinären Behandlung von chronischen Kopfschmerzpatienten sein.