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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

„Bridging the gap between research and practice“ – Implementierung des AMBORA-Therapiebegleitungskonzepts in die Routineversorgung von PatientInnen mit oraler Antitumortherapie

Meeting Abstract

  • Lisa Cuba - Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen, Erlangen, Deutschland; Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland; Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland
  • Pauline Dürr - Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen, Erlangen, Deutschland; Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland; Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland
  • Katja Schlichtig - Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland; Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland
  • Frank Dörje - Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen, Erlangen, Deutschland; Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland
  • Martin F. Fromm - Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland; Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf227

doi: 10.3205/23dkvf227, urn:nbn:de:0183-23dkvf2272

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Cuba et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Orale Antitumortherapien (OAT) bringen Herausforderungen für PatientInnen und Behandlungsteams (z.B. Interaktionspotential, Nebenwirkungsmanagement) mit sich. Der Nutzen eines klinisch-pharmazeutischen/pharmakologischen Therapiebegleitungskonzepts wurde in der randomisierten „AMBORA-Studie“ (Arzneimitteltherapiesicherheit [AMTS] bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen, JCO 2021) eindrucksvoll gezeigt.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel des aktuellen Folgeprojekts „AMBORA AMTS-Kompetenz- und Beratungszentrum“ (AMBORA-Zentrum) ist es, das evidenzbasierte Therapiebegleitungskonzept in die Routineversorgung zu implementieren und wissenschaftlich begleitend zu evaluieren.

Methode: Der Implementierungsprozess wurde anhand des „RE-AIM-Frameworks“ konzipiert: neben der Erfassung von (1) „Effectiveness Outcomes“ werden auch (2) „Implementation Outcomes“ unter Real-World-Bedingungen untersucht. (1) PatientInnen mit Therapiestart einer OAT erhalten – analog zur Interventionsgruppe der AMBORA-Studie – das engmaschige Therapiebegleitungskonzept und nehmen fakultativ an der Erhebung von Patient-Reported Outcomes (PRO, z.B. Wissen, Lebensqualität) teil. Außerdem können auch PatientInnen im Therapieverlauf beraten werden. Medikationsfehler werden bei allen PatientInnen erfasst und u.a. nach deren Ursache klassifiziert. (2) Semi-strukturierte Stakeholder-Interviews (z.B. mit KlinikdirektorInnen), die mittels des „Consolidated Framework for Implementation Research“ erstellt wurden, dienen zur Identifizierung von fördernden und hemmenden Implementierungsfaktoren. Mit Hilfe anonymer Befragungen der PatientInnen und Behandlungsteams wird darüber hinaus die Wahrnehmung des AMBORA-Zentrums evaluiert.

Ergebnisse: (1) Das AMBORA-Zentrum hat bisher 365 PatientInnen mit OAT (51,0% bei Therapiestart) beraten. Von bislang 456 Medikationsfehlern, die beim Erstgespräch erfasst wurden (1,5/PatientIn), standen 52,2% in Bezug zur OAT. An der PRO-Erhebung nahmen ca. 32% (60/186) der PatientInnen teil. (2) Bei Start des AMBORA-Zentrums in den jeweiligen Kliniken/Praxen gaben 30% der Stakeholder (N=20) potentielle Barrieren wie z.B. fehlende Räumlichkeiten an und es konnten u.a. optimierbare Kommunikationsabläufe eruiert werden. Die Evaluation der Beratungsangebote durch PatientInnen, ÄrztInnen und Pflegende läuft aktuell.

Diskussion: Basierend auf einer Zwischenauswertung können Charakteristika der Medikationsfehler und Patient-Reported Outcomes mit den Ergebnissen der AMBORA-Studie verglichen werden, um die Übertragbarkeit auf Real-World-Bedingungen zu untersuchen. Der Implementierungsprozess wird durch Stakeholder-Interviews und anonyme Befragungen begleitet, um zukünftig Empfehlungen für die Übertragung auf andere Standorte zu geben.

Implikation für die Versorgung: Das evidenzbasierte Therapiebegleitungskonzept der AMBORA-Studie (JCO 2021) steht durch die Implementierung des interprofessionellen AMBORA-Zentrums allen PatientInnen mit oraler Antitumortherapie zur Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit in der Routineversorgung zur Verfügung.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Deutsche Krebshilfe, Förderkennzeichen: 70114066/70114067