gms | German Medical Science

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Wie multidisziplinär sind Fallbesprechungen von Brust- und gynäkologischen Krebspatientinnen in Tumorkonferenzen? Eine Mixed-Methods-Studie zu Versorgungsrealitäten und Einflussfaktoren (INCASE)

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Christian Heuser - Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Köln, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf258

doi: 10.3205/23dkvf258, urn:nbn:de:0183-23dkvf2587

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Heuser.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Multidisziplinäre Tumorkonferenzen (MTK) sind das zentrale Instrument multidisziplinärer Versorgung von Krebspatient*innen und sollen sich aus medizinischen und nicht-medizinischen Berufsgruppen zusammensetzen. MTK sind für zertifizierte Krebszentren in Deutschland verpflichtend und finden meist wöchentlich statt. In den Fallbesprechungen werden die Diagnosen und die leitlinienbasierten Empfehlungen für die Therapien der Patient*innen diskutiert. Dennoch weisen erste Studien aus Großbritannien und Belgien darauf hin, dass die Fallbesprechungen in MTK nur sehr eingeschränkt multidisziplinär sind. Insbesondere die Berufsgruppen Psychoonkologie und Pflege nehmen nicht teil oder beteiligen sich nicht in den Fallbesprechungen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieser Studie ist es erstmals für Deutschland, zu analysieren, wie multidisziplinär Fallbesprechungen in MTK von Brust- und gynäkologischen Krebspatientinnen sind (Versorgungsrealitäten) und welche Faktoren mit einer multidisziplinären Fallbesprechung in Zusammenhang stehen (Einflussfaktoren).

Methode: Dafür werden strukturierte Beobachtungsdaten, Audioaufnahmen und Transkripte sowie Patient*innendaten aus der Vorgängerstudie PINTU („Patient involvement in multidisciplinary tumor conferences“, Deutsche Krebshilfe, 2017-2020) verwendet. Erstens, werden alle Fallbesprechungen hinsichtlich der teilnehmenden Berufsgruppen und deren Beteiligung deskriptiv analysiert sowie jene Fallbesprechungen identifiziert, die multidisziplinär sind, um mithilfe der thematischen Analyse, Inhalte der Fallbesprechung zu strukturieren. Zweitens, werden daraus resultierende quantifizierbare Variablen (z.B. Anzahl Berufsgruppen) mit Patient*innendaten trianguliert. Drittens, werden, je nach Variablentypen, lineare oder logistische Mehrebenen-Regressionsanalysen durchgeführt, um mögliche Einflussfaktoren für eine multidisziplinäre Fallbesprechung identifizieren zu können.

Ergebnisse: N=306 Fallbesprechungen von den eingeschlossenen N=317 Patient*innen aus N=6 Krebszentren in NRW dienen als Datengrundlage für die durchzuführenden Analysen im Rahmen der beantragten DFG Studie „INCASE“.

Diskussion: Versorgungsrealitäten von (multidisziplinären) Fallbesprechung und deren mögliche Einflussfaktoren können mit dieser Analyse erstmals für MTK von Brust- und gynäkologischen Krebspatientinnen in Deutschland beschrieben werden.

Implikation für die Versorgung: Da mit der Psychoonkologie und Pflege insbesondere jene Berufsgruppen selten an den Fallbesprechungen beteiligt sind, die Studien zufolge patient*innenzentrierte Versorgung verstärkt gewährleisten können, werden sich aus der INCASE Studie relevante Implikationen für Forschung und Praxis ergeben.