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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Erhebung von Faktoren, die die Rate sekundärer Kaiserschnitte bedingen und für die Entwicklung einer Intervention zu ihrer Senkung genutzt werden können

Meeting Abstract

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  • Barbara Prediger - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf264

doi: 10.3205/23dkvf264, urn:nbn:de:0183-23dkvf2649

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Prediger.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein Kaiserschnitt (KS) kann sowohl für die gebärende Person als auch für das Neugeborene eine lebensrettende Maßnahme sein, er ist jedoch mit Kurz- und Langzeitrisiken verbunden. Seit Jahrzehnten ist weltweit ein Anstieg der KS-Rate zu beobachten, ohne mit messbaren Verbesserungen der maternalen und neonatalen Gesundheit verbunden zu sein. Neben populationsbedingten Faktoren (z.B. Altersanstieg der Schwangeren) hängen auch nicht-medizinisch indizierte Faktoren (z.B. strukturelle Faktoren) mit dem Anstieg zusammen. Dabei plädieren sowohl die WHO als auch die Autor:innen der S3 Leitlinie „Die Sectio caesarea“ dafür, dass eine KS-Rate von mehr als insgesamt 15% medizinisch gut begründet sein muss. In Deutschland liegt die Rate derzeit bei 30,9%, dabei gibt es sowohl regional als auch zwischen individuellen Geburtsstationen große Unterschiede. Etwas mehr als die Hälfte der KS sind sekundäre KS, die nicht vorab geplant werden.

Zielsetzung: Ziel dieser qualitativen Studie ist es durch Interviews mit (angehenden) Gynäkolog:innen und Hebammen neue Erkenntnisse über Faktoren, die die Rate sekundärer KS bedingen, zu erlangen. Diese Arbeit wird im Rahmen der DFG Nachwuchsakademie beantragt.

Methode: Es werden sechs bis acht Krankenhäuser mit unterschiedlich hohen KS-Raten und verschiedenen Strukturen (Universitätsklinik, Regelversorgung) sowie regionalen Unterschieden (Region, Stadt/Land) zur Teilnahme eingeladen. In diesen werden jeweils zwei Gynäkolog:innen und zwei Hebammen verschiedener Hierarchieebenen für ein Interview rekrutiert. Abschließend wird eine Fokusgruppe mit vier Gynäkolog:innen und vier Hebammen aus verschiedenen Krankenhäusern durchgeführt. Darüber hinaus werden sechs Mütter, die einen sekundären KS erhalten haben, in einer Fokusgruppe zu ihren Erfahrungen befragt. Die Leitfäden für die Interviews und Fokusgruppen werden interdisziplinär entwickelt und getestet. Die Daten werden nach Kuckartz ausgewertet. Aus den Ergebnissen werden Hypothesen über mögliche Ursachen für erhöhte sekundäre Sectio-Raten abgeleitet und in einem konzeptuellen Modell (sog. Logic Model) zusammengefasst.

Diskussion: Es wird erwartet, dass eine Vielzahl von Faktoren ausgearbeitet werden kann (strukturelle, soziale, finanzielle, rechtliche, technische, populationsbezogene). Die Rekrutierung der Leistungserbringenden stellt das größte Risiko dar. Hier soll durch Vorträge in den ausgewählten Krankenhäusern ein guter Zugang geschaffen werden. Die im Logic Model dargestellten Ergebnisse sollen für die Entwicklung einer Intervention zur Senkung der KS-Rate genutzt werden, welche in einem Folgeantrag entwickelt und getestet werden soll.

Implikation für die Forschung: Die in dieser Arbeit erhobenen Faktoren sollten weiter geprüft werden, z.B. durch eine Analyse zugrundeliegender DRG Daten. Diese Arbeit bildet dazu die Grundlage.