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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Implementierung einer individualisierten Sportberatung bei Kindern und Jugendlichen mit Juveniler Idiopathischer Arthritis – Ergebnisse der Prozessevaluation und der gesundheitsökonomischen Analyse

Meeting Abstract

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  • Nahne-Alina Knizia - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Patrizio Vanella - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf270

doi: 10.3205/23dkvf270, urn:nbn:de:0183-23dkvf2701

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Knizia et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Kinder und Jugendliche mit Juveniler Idiopathischer Arthritis (JIA) können durch Bewegungsmangel ein Funktionsdefizit ihrer motorischen Fähigkeiten erlangen, das zu einem erhöhten Risiko langfristiger Folgen am Bewegungsapparat führen kann [1]. Mit einer differenzierten Bewegungsdiagnostik, deren Ergebnisse in eine individualisierte Sportberatung einfließen, um identifizierten Defiziten gezielt entgegenzutreten, besteht das Potential eine altersentsprechende Funktionsfähigkeit von Patientinnen und Patienten wiederherzustellen. Im Beware-Projekt wurde eine solche Intervention implementiert und in einer randomisierten kontrollierten Studie erprobt.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der Prozessevaluation und Auditierung der Studie war es, Fehler in der Durchführung der Studie zu vermeiden, Schlussfolgerungen zur Übertragbarkeit der Intervention in die Regelversorgung herauszuarbeiten und die Studiendurchführung objektiv zu begutachten. Die gesundheitsökonomische Analyse überprüfte die Effekte der individualisierten im Vergleich zur standardisierten Sportberatung auf die erhobenen Nutzenparameter aus Patientensicht sowie die Kosten aus Sicht der GKV.

Methode: Mittels leitfadengestützter Interviews mit Studienpersonal sowie Dokumentenanalysen wurden Wirkmechanismen, Kontextfaktoren und Implementierung der Intervention im Rahmen der Prozessevaluation untersucht. Vor Beginn und während der Interventionsphase wurden zwei Audits durchgeführt, bei denen Prozesse und Dokumentationen begutachtet wurden. Die gesundheitsökonomische Analyse beinhaltete Difference-in-Differences-Analysen für die verschiedenen Zielgrößen.

Ergebnisse: Umfangreiche Aufgabenbeschreibungen und Schulungen schafften die Bedingungen zur einheitlichen Umsetzung der Intervention durch das Studienpersonal. Strukturelle Gegebenheiten des Studiensettings und Faktoren wie z.B. COVID-19 haben die Studienumsetzung beeinflusst. Die Ergebnisse der gesundheitsökonomischen Analyse geben keine Hinweise auf einen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen oder die indirekten (nicht direkt attribuierbaren) Kosten der individualisierten Sportberatung.

Diskussion: Die Ergebnisse der Prozessevaluation und des Audits weisen auf eine protokollkonforme Umsetzung der Studie hin. Anhand der Ergebnisse der gesundheitsökonomischen Analyse kann keine Empfehlung für eine Überführung der individualisierten Sportberatung in die Regelversorgung gegeben werden. Limitierend ist anzumerken, dass keine Interviews mit Studienteilnehmenden durchgeführt werden konnten. Zudem herrscht eine hohe Streuung der Nutzenparameter, die ggf. durch nicht beobachtbare Einflussfaktoren entstanden sind.

Implikation für die Versorgung: Bei einer Übertragung der Intervention in die Regelversorgung sollten der interdisziplinäre und ganzheitliche Ansatz der Intervention beibehalten werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18016


Literatur

1.
Hartmann M, Kreuzpointner F, Haefner R, Michels H, Schwirtz A, Haas JP. Effects of juvenile idiopathic arthritis on kinematics and kinetics of the lower extremities call for consequences in physical activities recommendations. Int J Pediatr. 2010;2010:835984. DOI: 10.1155/2010/835984 Externer Link