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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Auswirkungen nach BARiatrischen Operationen zur Gewichtsreduktion (ABARO)

Meeting Abstract

  • Melanie Klein - DAK-Gesundheit, Versorgungsforschung und Innovation, Hamburg
  • Wiebke Zachariassen - DAK-Gesundheit, Versorgungsforschung und Innovation, Hamburg
  • Mark Dankhoff - Hamburg
  • Jana Hoyer - Städtisches Klinikum Dresden, Adipositaszentrum, Dresden
  • Miriam Dreßler - Städtisches Klinikum Dresden, Adipositaszentrum, Dresden
  • Michel Hornschuch - Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Klinische Epidemiologie, Bremen
  • Ulrike Haug - Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Klinische Epidemiologie, Bremen
  • Oliver Riedel - Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Klinische Epidemiologie, Bremen

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf296

doi: 10.3205/23dkvf296, urn:nbn:de:0183-23dkvf2963

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Klein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Bariatrische Operationen (OPs) führen durch chirurgische Veränderungen am Magen-Darm-Trakt zu einer geringeren Nahrungsaufnahme, um eine Gewichtsreduktion zu erzielen. Infolge der OP treten Vitaminmangel, Wundheilungsstörungen, Komplikationen und Dumping-Syndrome auf, die eine lebenslange Nachsorge erforderlich machen. Insbesondere für Risikopatienten ist auch eine psychologische Nachbetreuung notwendig, um Remissionen von Binge-Eating und selbstschädigendem Verhalten zu vermeiden.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Die Zahl an bariatrischen OPs nimmt stetig zu, die Anzahl an Fachzentren für eine adäquate Nachsorge hingegen nicht. Aufgrund dessen war das Ziel, eine umfassende Untersuchung der Versorgungssituation und der Lebensqualität von Patienten auch mehrere Jahre nach einer bariatrischen OP zu erstellen.

Methode: Es wurde eine Kohortenstudie anhand von längsschnittlichen Routinedaten aller Versicherten einer großen deutschen Krankenkasse mit einer bariatrischen OP durchgeführt, die in einer pharmakoepidemiologischen Forschungsdatenbank hinterlegt sind. Die Daten aus der Forschungsdatenbank wurden für die Identifikation der Versicherten herangezogen, bei denen zwischen 2007-2018 eine bariatrische OP erfolgte. Bei diesen Versicherten wurde ein Survey zu Lebensqualität, Nachsorge, Körpergewicht, psychischer Befindlichkeit, Essstörungen und Ernährung durchgeführt, dessen Ergebnisse hier vorgestellt werden. Im weiteren Verlauf der Studie werden anhand eines Record-Linkage die Daten aus dem Survey mit den Routinedaten aus der Forschungsdatenbank verbunden.

Ergebnisse: Von 5.222 Versicherten mit einer bariatrischen OP beantworteten 2.521 den Fragebogen (Response 48,3%). Insgesamt 2.151 von diesen konnten mit den Routinedaten aus der Forschungsdatenbank verbunden werden (Response 41,2%). 42% dieser Versicherten geben an, weniger als 3 Nachsorgetermine erhalten zu haben. Die Mittelwert-Reduktion des BMI lag bei ca. 16 Punkten (Pre-OP BMI Mittelwert 51, Post-OP BMI-Mittelwert 35). 35% sind mit ihrer Gewichtsentwicklung nicht zufrieden. Insgesamt mehr als 40% klagen auch Jahre nach der OP über Reflux, Müdigkeit und Blähungen. Mehr als 20% leiden an Komplikationen wie Durchfall, Haarverlust oder Erbrechen nach dem Essen, 9% erlitten Zahnausfall.

Diskussion: Bisher wurde die Nachhaltigkeit der bariatrischen Chirurgie, gemessen an objektiven Parametern wie Körpergewicht in Kombination mit subjektiv empfundener Lebensqualität und der Beschreibung der Versorgungssituation anhand von Routinedaten nicht untersucht. Vor dem Hintergrund, dass die Anzahl der Adipösen stetig ansteigt, ist es von großer Bedeutung, Versorgungslücken und Bedarfe aufzuzeigen, um adäquat gegenzusteuern.

Implikation für die Versorgung: Durch die Identifikation möglicher Schwachstellen in der langfristigen Nachsorge können zukünftig maßgeschneiderte Interventionen entworfen werden, damit die betroffenen Patienten einen qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Therapieerfolg erreichen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19045