gms | German Medical Science

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Führt eine digitale Unterstützung zu einer besseren Entscheidungsqualität zur Knieendoprothese – eine stepped-wedge Cluster-randomisierte Studie

Meeting Abstract

  • Jörg Lützner - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden, Deutschland
  • Franziska Beyer - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden, Deutschland
  • Waldemar Hahn - Institut für Medizinische Informatik und Biometrie Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Toni Lange - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Deutschland
  • Stefanie Deckert - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf297

doi: 10.3205/23dkvf297, urn:nbn:de:0183-23dkvf2973

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Lützner et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Ein relevanter Anteil von Patienten nach Knieendoprothese ist mit dem Behandlungsergebnis nicht vollständig zufrieden. Dafür werden u.a. auch Indikationsstellung, unrealistische Erwartungen und nicht auseichende Patientenaufklärung verantwortlich gemacht. Ziel der Studie war es, zu untersuchen in welchem Ausmaß eine digitale Unterstützung der Indikationsstellung und der partizipativen Entscheidungsfindung zu einer besseren Entscheidungsqualität beitragen kann.

Methoden: Im Rahmen eines vom Innovationsfond unterstützten Projektes wurde eine App entwickelt (EKIT-Tool), welche die Indikationskriterien der aktuellen S2k-Leitlinie „Indikation Knieendoprothese“ sowie weitere Informationen zu Funktion, Lebensqualität und Erwartungen erfasst und im Indikationsgespräch darstellt. Patienten mit Gonarthrose und Vorstellung zur Frage Knieendoprothese wurden in 10 Zentren in Deutschland eingeschlossen. Die 10 Zentren wurden Cluster-randomisiert, sodass die App schrittweise in den Zentren eingeführt wurde. Bei allen Patienten erfolgte zunächst eine Befragung via Tablet zu Beschwerden, Vorbehandlung, Behandlungspräferenzen und –zielen. In der Interventionsphase wurden diese Informationen durch die App im Arzt-Patientengespräch dargestellt. In der Kontrollphase standen die erhobenen Daten im Arzt-Patientengespräch nicht zur Verfügung und das Gespräch erfolgte nach klinischen Standards. Unmittelbar nach dem Arzt-Patientengespräch erfolgte in beiden Studienphasen eine Befragung zur Qualität und Zufriedenheit mit dem Gespräch sowie der getroffenen Entscheidung zur bzw. gegen eine Knie-TEP. Primärer Endpunkt war die Entscheidungsqualität des Patienten im Arzt-Patienten-Gespräch gemessen mittels des Hip and Knee Quality Decision Instrument (HK-DQI).

Ergebnisse: Bis 01/2023 konnten von den geplanten 1080 Patienten insgesamt 978 ausgewertet werden. Bei den eingeschlossenen Patienten wurde bei 86% die Indikation zur Knieendoprothese gestellt. Die Konkordanz der Behandlungspräferenz der Patienten und der Entscheidung zur/gegen eine Knieendoprothese lag bei 88% in der Kontrollphase gegenüber 95% in der Interventionsphase. Im HK-DQI Wissensscore als Surrogatparameter für eine informierte Entscheidung erreichten die Patienten in der Kontrollphase zu 75% richtige Antworten und in der Interventionsphase 91%. Mit dem Arzt-Patientengespräch waren 73% der Patienten in der Kontrollphase und 76% in der Interventionsphase sehr zufrieden und weitere 26%/23% zufrieden. Auch auf ärztlicher Seite zeigte sich eine hohe Zufriedenheit mit dem Aufklärungsgespräch.

Fazit: Die übersichtliche Darstellung der Indikationskriterien in einer App ist möglich und dadurch konnte die Entscheidungsqualität für oder gegen eine Knieendoprothese verbessert werden.