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Wie vollständig ist der Impfschutz von erwachsenen MS-Patient:innen und was sind mögliche Einflussfaktoren auf ihr Impfverhalten?
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Für Multiple Sklerose (MS)-Patient:innen ist ein ausreichender Impfschutz besonders wichtig, da sie ein erhöhtes Risiko für impf-präventable Infektionen durch ihre jeweilige Immuntherapie aufweisen [1]. Zusätzlich erhöht eine Infektion das Risiko für einen MS-Schub [2]. Es gibt bisher wenige Studien, die den Impfschutz von MS-Patient:innen populationsbasiert untersuchen. Das Projekt „VAC-MAC - Impf- und Infektraten bei Multipler Sklerose (MS), chronisch entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (CIRD) oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED)“ adressiert diese Lücke.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Das Projektteam bestehend u.a. aus Expert:innen der Neurologie und Allgemeinmedizin geht von einem unvollständigen Impfschutz bei der Mehrheit der MS-Patient:innen aus. Diese Untersuchung soll die angenommene Impflücke bei MS-Patient:innen quantifizieren. Nähergehend sollen einzelne Gruppen mit unterschiedlichem Impfschutz identifiziert und mögliche Einflussfaktoren auf das Impfverhalten bestimmt werden.
Methode: Es wird eine Analyse anhand von GKV-Routinedaten (BARMER) durchgeführt, bei der Daten von etwa 9 Mio. Versicherten von 2013 bis 2021 untersucht werden. In einem explorativen Ansatz werden den MS-Patient:innen mögliche Faktoren zugeordnet, die das Impfverhalten beeinflussen können. Beispiele sind individuelle Faktoren wie Alter, gesundheitsspezifische Faktoren wie Form der MS-Erkrankung oder Komorbiditäten, aber auch Faktoren wie die behandelnde Fachgruppe oder die Impfquote in der Praxis werden eingeschlossen. Mit diesen Informationen sollen stratifizierte Auszählungen zu Impfhäufigkeiten nach den unterschiedlichen Charakteristika erfolgen. Im weiteren Projekt werden daran anknüpfend Cluster-Analysen durchgeführt.
Ergebnisse: Mit den erwarteten Ergebnissen, die zum DKVF vorliegen werden, können Aussagen zur Häufigkeit von Impfungen in der deutschen MS-Population getroffen werden. Zusätzlich können Gruppen mit unterschiedlichem Impfschutz detailliert beschrieben und mögliche Einflussfaktoren auf das Impfverhalten identifiziert werden.
Diskussion: Mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie können einerseits genaue Aussagen zum Impfschutz von MS-Patient:innen auf Populationsebene gemacht werden. Die ermittelten Charakteristika der verschiedenen Gruppen werden eine qualitative Anschlussstudie unterstützen und können dabei helfen, Maßnahmen zur Erhöhung der Impfquote zielgerichteter einzubringen.
Implikation für die Versorgung: Die Erkenntnisse aus dieser Untersuchung können Aufschluss darüber geben, bei welchen Patient:innen eine intensivere Aufklärung zu den Vorteilen einer Impfung von MS-Patient:innen erfolgen sollte.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF21044
Literatur
- 1.
- Robert Koch Institut. Was ist bei Multipler Sklerose (MS) und anderen demyelisierenden Erkrankungen in Bezug auf Impfungen zu beachten? 2020 [Zugegriffen: 07. März 2023]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/AllgFr_Grunderkrankungen/FAQ04.html
- 2.
- De Keyser J, Zwanikken C, Boon M. Effects of influenza vaccination and influenza illness on exacerbations in multiple sclerosis. J Neurol Sci. 1998 Jul 15;159(1):51-3. DOI: 10.1016/s0022-510x(98)00139-7