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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Ärztlicher Fachkräftemangel in der Rehabilitation in Deutschland – Ergebnisse zur Retention von Medizinerinnen und Medizinern mit ausländischem Abschluss (MaA)

Meeting Abstract

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  • Manuela Marquardt - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Abteilung Rehabilitationsforschung, Berlin, Deutschland
  • Frederike Basedow - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Abteilung Rehabilitationsforschung, Berlin, Deutschland
  • Eva Jansen - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Abteilung Rehabilitationsforschung, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf310

doi: 10.3205/23dkvf310, urn:nbn:de:0183-23dkvf3100

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Marquardt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Ärztlicher Fachkräftemangel ist besonders im Bereich der Rehabilitation eine akute Herausforderung. Eine Gegenmaßnahme, ist das Anwerben von Mediziner:innen mit ausländischem Abschluss (MaA). Die hohe Fluktuation unter MaA sorgt für eine Belastung der Fachabteilungen bei deren Einarbeitung und professionellen Integration. Vorarbeiten ergaben, dass in den DRV-Vertragseinrichtungen eine von drei ärztlichen Stellen mit MaA besetzt ist.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Der vorliegende Beitrag untersucht die Wechselabsicht von MaA im Bereich Rehabilitation und geht dabei der Fragestellung nach, welche einrichtungsbezogenen und individuellen Faktoren sich auf diese auswirken.

Methode: Im Frühjahr 2022 führten wir eine Onlinebefragung der MaA zu soziodemographischen und berufsbiographischen Aspekten, Zufriedenheit und Schwierigkeiten bei der professionellen Integration sowie fachabteilungsstrukturellen Merkmalen durch. Retention im Bereich der Rehabilitation wurde operationalisiert über die Wechselabsicht. Die Auswertung erfolgt als Subgruppenanalyse mittels Chi-Quadrat Test und als multiple logistische Regression.

Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst n=146 MaA, davon 119 ohne Wechselabsicht und 27 mit Wechselabsicht. Über die Hälfte der MaA mit Wechselabsicht streben einen Wechsel in eine Akutklinik an. Sie sind signifikant (p<0,05) jünger, verfügen seltener über eine deutsche Staatsbürgerschaft und sind kürzer in Deutschland und in den Einrichtungen tätig als MaA ohne Wechselabsicht. Letztere haben häufiger einen dt. Facharzttitel und eine Leitungsfunktion. Die MaA mit Wechselabsicht zeigen signifikant niedrigere Zufriedenheitswerte, vor allem bei karriereorientierten Items und bei der Lage der Einrichtung. Auch strukturell zeigt sich: Die Fachabteilungen der MaA mit Wechselabsicht liegen häufiger in der Peripherie und alle, die in Zentren liegen, gehören zur Gruppe ohne Wechselabsicht. Auch in der multiplen logistischen Regression (n=139) zeigt sich, dass eine längere Tätigkeit in der Fachabteilung (OR: 0,74; 95% CI: 0,55 - 0,91) sowie eine höhere karrierebezogene Arbeitszufriedenheit (OR: 0,28; 95% CI: 0,15 - 0,5) mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der Wechselabsicht einhergehen.

Diskussion: Berufsbiographische und karrierebezogene Faktoren zeigen den stärksten Zusammenhang zur Wechselabsicht, während soziodemographische oder fachabteilungsstrukturelle Merkmale weniger bedeutsam sind. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es eine Gruppe “etablierter MaA” gibt, deren berufliche Integration bereits erfolgreich abgeschlossen ist. Die MaA mit Wechselabsicht sind jünger, karriereorientierter und nutzen ihre Tätigkeit in der Rehabilitation als Karrieresprungbrett für eine spätere Tätigkeit in der Akutklinik.

Implikation für die Versorgung: Rehabilitative Fachabteilungen leisten einen wichtigen Beitrag zur professionellen Integration von MaA ins deutsche Gesundheitssystem, ebenso wie MaA zur Aufrechterhaltung der rehabilitativen Versorgung in Deutschland.

Förderung: Sonstige Förderung; 0421/40-64-50-84