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Stationäre Versorgung von chirurgisch kranken Kindern in Deutschland – eignen sich unsere öffentlichen Statistiken für die Analyse?
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Kinderchirurgie als eigenständiges Fachgebiet. Bis 2005 waren 98 Abteilungen entstanden. 2005 wurde die wurde die Qualitätssicherungs-Richtlinie Früh- und Reifgeborene in Deutschland beschlossen. In den Jahren danach kam es zu einem konstanten Anstieg der Anzahl der kinderchirurgischen Kliniken.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieser Arbeit war die Analyse der Entwicklung der stationären Kinderchirurgie im Hinblick auf die Größe, das Spektrum und die geographische Verteilung von 2005 bis 2023. Zusätzlich wurden verschiedene öffentlich zugängliche Statistiken auf ihre Analysemöglichkeiten untersucht.
Methode: Mit Hilfe öffentlich zugänglicher Statistiken wurde die Situation der Kinderchirurgie in Deutschland analysiert. Hierbei wurden verwendet: die Qualitätsberichte der Krankenhäuser, die Gesundheitsberichterstattung des Bundes, die Grunddaten der Krankenhäuser des statistischen Bundesamtes und die Kliniklisten der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).
Ergebnisse: Die verschiedenen Statistiken lieferten aufgrund uneinheitlicher Definitionen unterschiedliche Ergebnisse bezüglich der Anzahl der Abteilungen. Kinderchirurgie war nicht in allen Statistiken mit dem Vorhandensein einer Facharztbezeichnung Kinderchirurgie innerhalb der Abteilung verbunden. In allen Statistiken ergab sich ein Anstieg der kinderchirurgischen Abteilungen, die DGKCH zählte Anfang 2023 136 stationäre Einrichtungen mit Kinderchirurgie. Die Kinderchirurgien sind über ganz Deutschland verteilt. Die Anzahl der Kinderchirurg:innen in den Kliniken nahm ebenfalls kontinuierlich zu, von 326 Fachärzt:innen (28% weiblich) 2005 auf 623 (40% weiblich) in 2021, 37% arbeiteten in Teilzeit. Die Anzahl der Weiterbildungsassistent:innen ließ sich mit den öffentlichen Statistiken nicht ermitteln. Das Spektrum der Kinderchirurgien konnte mit Hilfe der Qualitätsberichte an den Standorten ermittelt werden, die die Kinderchirurgie separat auswiesen. Es weist eine große Heterogenität auf. Ein standortbezogene Analyse der chirurgischen Versorgung von Kindern an den anderen Standorten oder Abteilungen konnte aufgrund eines fehlenden Kindersplits in den Zahlen nicht durchgeführt werden.
Diskussion: Die vorliegende Arbeit zeigt die flächendeckende Versorgung im Bereich der Kinderchirurgie, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Für die vorliegenden Statistiken gilt allerdings die Einschränkung, dass man mit ihnen die Versorgungssituation in der Kinderchirurgie grundsätzlich darstellen kann, aber Defizite im Bereich der Detailauswertung bestehen.
Implikation für die Versorgung: Diese Arbeit zeigt die Notwendigkeit einheitlicher Definitionen, z.B. des Abteilungsbegriffes oder des Begriffes „Kinderchirurgie“, um die öffentlichen Statistiken vergleichbar zu machen. Da es medizinisch inzwischen unbestritten ist, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind und somit anders behandelt werden müssen, sollte dies auch in den öffentlichen Statistiken durch separates Ausweisen dieser Zahlen zum Ausdruck gebracht werden, um die Versorgung der Kinder bedarfsgerecht steuern zu können.