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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Risikofaktoren für Lebensqualität und Inanspruchnahme ambulanter medizinischer Versorgung bei ARDS Überlebenden drei Jahre nach Entlassung von der ITS: Ergebnisse aus der multizentrischen Kohorten-Studie DACAPO

Meeting Abstract

  • Hermann Szymczak - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • Susanne Brandstetter - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin (KUNO-Kliniken), Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Frank Dodoo-Schittko - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • Magdalena Rohr - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin (KUNO-Kliniken), Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Sebastian Blecha - Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Thomas Bein - Fakultät für Medizin, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Christian Apfelbacher - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf315

doi: 10.3205/23dkvf315, urn:nbn:de:0183-23dkvf3155

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Szymczak et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Überlebende eines akuten Lungenversagens (acute respiratory distress syndrome [ARDS]) leiden oft noch Jahre nach Verlegung von der Intensivstation (ITS) an den langfristigen Folgen ihrer Erkrankung, z.B. im Hinblick auf gesundheitsbezogene Lebensqualität (health related quality of life [HRQoL]) oder einer erhöhten Inanspruchnahme medizinischer Versorgung. Es ist bisher jedoch wenig bekannt darüber, welche Rolle individuelle Risikofaktoren spielen, die schon vor dem Indexaufenthalt vorlagen (prä-ITS Risikofaktoren [prä-ITS RF]).

Fragestellung: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Vorliegen von prä-ITS RF und Long-Term Outcomes bei ARDS Überlebenden nach Entlassung von der ITS?

Methode: Die Daten einer deutschlandweiten prospektiven, multizentrischen Kohortenstudie mit ARDS-Überlebenden wurden ausgewertet (N = 877, DACAPO [1], [2]). Es wurden die Risikofaktoren BMI, physische und psychische Komorbidität, sowie Rauchen untersucht. Die Teilnehmenden wurden im Verlauf der Studie 12 (N = 396; Alter M = 55; SD = 14,4; 66,7% männlich), 24 (N = 218) und 36 (N = 202) Monate nach Entlassung postalisch hinsichtlich HRQoL und der Inanspruchnahme ambulanter medizinischer Versorgung befragt. HRQoL wurde mittels Physical Component Scale (PCS) und Mental Component Scale (MCS) des SF-12 erhoben, Inanspruchnahme medizinischer Versorgung per Selbstbericht (Anzahl Arztkontakte letzte 12 Monate). Die Daten wurden mittels deskriptiver Statistik ausgewertet.

Ergebnisse: Es zeigen sich Zusammenhänge zwischen prä-ITS RF und HRQoL /Inanspruchnahme medizinischer Versorgung nach Entlassung von der IST, über alle Messzeitpunkte hinweg. Die Gruppe von Patienten mit geringer Risikobelastung (0-1 RF) zeigt im Vergleich zu höher Belasteten Patienten (mehr als 1 RF) eine durchgehend höhere HRQoL (z.B. nach 36 Monaten PCS: Md = 46 [IRQ36 - 54] vs. Md = 41 [IQR 33-49]; MCS: Md = 48 [IRQ 35-57] vs. Md = 41 [IQR 26-56]), sowie geringeres Inanspruchnahme-Verhalten (nach 36 Monaten 11 [IQR 6-21] vs. 18 [IQR 11-28] ambulante Arztkontakte).

Diskussion: Das Vorliegen von bestimmten individuellen Risikofaktoren zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme hat möglicherweise einen Einfluss auf den Verlauf der Regeneration nach der Entlassung von der ITS. Dies wäre eine besondere Herausforderung für die Versorgung von Patientinnen und Patienten nach dem Auftreten kritischer Erkrankungen.

Implikation für die Versorgung: Die Abhängigkeit der Versorgungsergebnisse von den individuell vorhandenen Risikofaktoren muss berücksichtigt werden, bspw. bei der Evaluation von Versorgungsergebnissen bei Überlebenden kritischer Erkrankungen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 01GY1340


Literatur

1.
Dodoo-Schittko F, Brandstetter S, Brandl M, Blecha S, Quintel M, Weber-Carstens S, Kluge S, Kirschning T, Muders T, Bercker S, Ellger B, Arndt C, Meybohm P, Adamzik M, Goldmann A, Karagiannidis C, Bein T, Apfelbacher C; DACAPO Study Group. German-wide prospective DACAPO cohort of survivors of the acute respiratory distress syndrome (ARDS): a cohort profile. BMJ Open. 2018 Apr 4;8(4):e019342. DOI: 10.1136/bmjopen-2017-019342 Externer Link
2.
Apfelbacher C, Brandstetter S, Blecha S, Dodoo-Schittko F, Brandl M, Karagiannidis C, Quintel M, Kluge S, Putensen C, Bercker S, Ellger B, Kirschning T, Arndt C, Meybohm P, Weber-Carstens S; DACAPO study group; Bein T. Influence of quality of intensive care on quality of life/return to work in survivors of the acute respiratory distress syndrome: prospective observational patient cohort study (DACAPO). BMC Public Health. 2020 Jun 5;20(1):861. DOI: 10.1186/s12889-020-08943-8 Externer Link